"Gipshügel, sehr selten. Nur am Harze am Sachsenstein bei Walkenried, aber daselbst in Menge, in Hessen am Vogelsberg" - so ist es in der bekannten Flora von Garcke aus dem Jahr 1912 über das Gipskraut zu lesen. In den nördlichen Kalkalpen ist die Pflanze jedoch auch zu finden.
Das in Norddeutschland sehr seltene Eiszeitrelikt "Kriechendes Gipskraut" (Gypsophila repens L.) wurde zuerst durch den Nordhäuser Arzt Johann Thal (1542-1583) in seinem 1588 gedruckten Florenwerk "Sylva Hercynia" als "Symphyti petraei minor species" (eine kleine Art des Symphytum petraeum) oder kurz "Gypsophyton minus" (kleines Gipskraut) beschrieben. Thal prägte damit zuerst den Namen "Gipskraut" (auf griechisch). Das Gipskraut blüht im Juni.
Auf dem zu Thals Zeiten noch baumfreien Sachsenstein bei Walkenried wurde das lichtbedürftige Kriechende Gipskraut durch die im Jahr 1851 angepflanzte Kiefer immer mehr verdrängt und kommt heute fast nur noch an der Kante der Felswand vor. Die von Thal noch benannten Standorte Kranichstein und Zwerglöcher sind mittlerweile durch Gipsabbau zerstört bzw. durch Aufforstung mit der standortfremden Fichte verlorengegangen. Außer im Harz ist das seltene Gipskraut heute praktisch nur noch in der Hohen Tatra sowie am Appenin zu finden.