Der flämische Maler François Eisen beschäftigte sich mit einer Vielzahl von Bildthemen, die um 1750 in Paris, wo er im letzten Drittel seines Lebens tätig war, in Mode waren. Zu seiner Spezialität jedoch wurden galante Gesellschaften in gefälliger Natur sowie Bacchanalien – jedoch mit Kindern als Personen der Handlung. Bei der vorliegenden „Allegorie der Dummheit“ kann diese Einkleidung als geschickter didaktischer Zug angesehen werden. Die Kritik wirkt auf diese Weise weniger konfrontativ, ähnlich wie eine Fabel verträglicher ist als unverwandt geäußerter Tadel, da sie ihre Kritik im Gleichnis der Tierwelt vorträgt.
Der Esel, auf dem der Knabe im Narrenkostüm mit Narrenkappe reitet, ist der Inbegriff der Dummheit und das geläufigste Schimpfwort für den Dummkopf. Einer der Begleiter trägt einen Jocusstab (Narrenstab), das Abzeichen der Dummheit oder Narrheit als Szepter voran. Der Zug macht mit Rufhörnern und Getrommel lauthals auf sich aufmerksam, wie sich die Dummheit in ihrem Auftreten gemeinhin gerade nicht durch Bescheidenheit auszeichnet.
Bildliche Darstellungen der Dummheit sind äußerst selten, obgleich diese von der Aufklärung, welche die Vernunft zum leitenden Prinzip erklärte, als Kardinalfeind ausgemacht wurde und insofern gerade im 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte. Der Maler Eisen scheint ein besonderes Interesse für dieses Sujet gehabt zu haben, denn wenige Jahre vor dieser Allegorie malte er ein allegorisches Porträt eines Herrn mit Jocusstab und einem kostümierten Affen mit dem Titel „Die Dummheit des Jahrhunderts“.
Bez. u. links: Frois Eisen pere[?] / 1771
Bez. hinten auf dem Spannrahmen: Frcois. EISEN. 1771