Porträt von Erasmus Sarcerius. Der lutherische Theologe wird hier als nach rechts gewandtes Brustbild gezeigt. Sein Blick ruht nachdenklich am rechten Blattrand. Er trägt die für Theologen typische Robe und eine Kappe auf dem Kopf. Mit seiner linken Hand hält er ein offenes Buch, in das er seine rechte Hand gelegt hat. Vor ihm auf einer Brüstung liegen Feder, Tintenfass und Griffel. Hinter ihm flankieren zwei kannelierte Säulen einen Bogen, der knapp über dem Dargestellten entlang geht und eine Inschrift trägt. Die Bogenzwickel des rechteckig gefassten Bildnisses sind mit pflanzlichen Blumenmotiven dekoriert.
Erasmus Sarcerius hat an der Universität Leipzig studiert und sich dann 1524 nach Wittenberg begeben, um sich Martin Luther und Philipp Melanchthon anzuschließen. In den 30er Jahren war er an verschiedenen Schulen in Rostock und Österreich tätig. Nebenbei veröffentlichte er Schriften, die ihn schon damals bekannt machten. In den 50er Jahren nahm er die Stelle des Pfarramtes an Sankt Thomas in Leipzig ein. 1559 nahm er noch kurz vor seinem Tode die Stelle Pastors an St. Johannis und des Senior in Magdeburg an.
Als Vorlage für den vorliegenden Kupferstich hat mit Sicherheit der Holzschnitt des Erfurter Martin Brosamers gedient. Dieser wurde bereits 1555 auf dem Einblattdruck der Publikation "VIVA IMAGO ERASMI | SARCERII ANNAEMONTANI. ANNO | AETATIS SVAE, LV." verwendet. Ein Exemplar des Blattes befindet sich heute in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Möglich wäre auch eine Vorlage von Tobias Stimmers (1539-1584) Stich, der von Bernhard Jobin 1590 in Straßburg veröffentlicht wurde. Die meisten Sammlungen, die ein weiteres Exemplar des vorliegenden Stichs besitzen, sind sich einig, dass als Stecher Theodor de Bry in Frage kommt. Das wird u.a. von dem Kürzel im Motiv, "Br", abgeleitet. Außerdem wurde das Blatt mit Sicherheit in Jean Jacques Boissards Werk "Icones virorum illustrium doctrina et eruditione praestantium continens" veröffentlicht. Dafür spricht zum einen die Ausführung des Bildnisses mit Säulen, Bogen, Balken und dekorierten Zwickeln. Zum Anderen befindet sich in der Stiftung Händel-Haus ein weiteres Bildnis eines Staatsmannes (Vgl. BS-III 364), das ganz sicher in dem Buch erschienen ist; ein zugehöriger Index beweist dies. In welchem der Bände das Blatt nun erschienen ist, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Signatur: Nasc. Annaemontij, in Misma Ao. Ob. Magdeburgi, Ao. 1559. 28. Nouemb.
Beschriftung: ERASMUS SARCERIUS ANNAEMONTANUS Theol. Dum sarcis scissas in relligione cohortes, Sarta tibi merito caelica tecta facis.