Auf der Lithografie ist mittig ein stehender Löwe von oben abgebildet. Das Maul des Tieres ist leicht geöffnet. Das Licht fällt von oben auf das Tier. Die markante Löwenmähne fehlt, sodass der Eindruck entsteht, dass es sich bei dem Motiv eher um eine Löwin handelt.
Der Umriss des Löwen ist durch eine Vielzahl an kräftigen dunklen Linien definiert. Dadurch bekommt die skizzenhafte Darstellung des Raubtiers etwas Bewegtes, das sich bis in die verzerrten Proportionen fortsetzt.
Beeh studierte ab 1905 an der Kunstakademie in München. Ein wohlhabender Rechtsanwalt unterstütze ihn finanziell und ermöglichte dem Künstler 1910 eine Reise nach Nordafrika. Beeh versprach sich mit dieser Reise einen Durchbruch seiner künstlerischen Entwicklung (Otterbeck 2007, S. 121). Einige Jahre nach der Reise veröffentlichte Beeh selbst das Buch „M‘Barka. Malerbriefe aus Algerien mit sechzig Zeichnungen“. Beehs häufigstes Motiv darin waren Tiere, darunter Pferde, Raubkatzen und streunende Hunde.
Möglicherweise entstand auch in dieser Zeit die Vorlage zur Lithografie „Löwe“, auch wenn der Künstler Richard Seewald in seiner Autobiografie über Beehs Reise schrieb: „Was er mitbrachte, waren Zeichnungen von Delacroixschen Beduinen auf galoppierenden Rossen, Rembrandtschen Löwen, die er nie dort gesehen hatte (…)“ (Seewald 1977).
Von seinem malerischen Werk ist nur sehr wenig erhalten, da er den Großteil in depressiven Phasen immer wieder selbst zerstörte.
Das Blatt gelangte 1988, herausgelöst aus dem Buch „Deutsche Graphiker der Gegenwart“ von Kurt Pfister (1895 - 1951), in die Lyonel-Feininger-Galerie.
In dieser Publikation von 1920 sind 32 Tafeln enthalten, davon 23 originale Graphiken. Lithographische Beiträge stammen u. a. von Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Paul Klee und Max Beckmann. Künstler wie Lyonel Feininger, Ernst Barlach, Erich Heckel und Conrad Felixmüller fertigten Holzschnitte. Von diesem Buch gibt es eine einmalige Vorzugsausgabe von 100 nummerierten Exemplaren. Diesen wurde eine handschriftlich signierte Originalradierung von Max Beckmann beigefügt.
Pfister wollte mit der Auswahl der Grafiken, wie er es in seinem Buch selbst schreibt, „einen Querschnitt durch die Produktion der letzten vierzig Jahre legen“.