Der reliefierte Kirschendekor von Julius Vilhelm Guldbrandsen, auch ohne Goldrand produziert, imitiert die Pâte-sur-Pâte-Malerei (Masse auf Masse Malerei), bei der die sehr flüssige Masse (Schlicker) in dünnen Schichten wiederholt aufeinander aufgetragen wird, sodass ein Relief entsteht. War die Masse weiß und der Fond farbig, so schimmerte dieser durch das verschieden starke Relief in feinen Nuancen durch. Diese Technik war 1849 von dem Leiter der Manufaktur in Sèvres, Louis Robert, erfunden worden. Da dieses kunstvolle Verfahren viel zu arbeitsaufwendig war, um als Dekor für Massenware verwendet zu werden, wurde das Relief gleich mit der Form gegossen und anschließend farbig staffiert. Das Rosenthaler Service "Donatello" mit dem Kirschendekor ist wahrscheinlich das bekannteste Beispiel für diese Technik. Der Dekor wurde als gedruckter Unterglasurdekor von anderen Firmen nachgeahmt, so zum Beispiel von Krautzberger, Mayer & Purkert im böhmischen Wistritz. Produziert 1905-29.
Kannen und Dose:
Gerader Standring, Zylinderkörper mit eingezogenem Rand.
Kanne:
Waagerecht ansetzender Henkel, schwungvoll zum Standring ausgezogen. Tief ansetzende, leicht geschwungene Tülle mit schräger Lippe. Gewölbter Deckel mit dreieckig ausgezogenem Griff.
Tasse:
Konisch. Henkel wie Kanne.
Kännchen:
Ausgezogene Schnaupe.
Dekor:
Lippe, Tülle, Henkel, Ränder mit Goldrand. Am oberen Rand Reliefdekor: Kirschzweige mit blauen Früchten, auf den Untertassen nur Zweige.
Im Katalog Auktion Nr. 71 des Kunstauktionshauses Schloß Ahlden (Versteigerung September 1991) wird dieses Service angeboten - s. S. 71 Nr. 380, da steht " ...8 tlg. "Donatello" ... Entw. Julius_V. Guldbandsen. Manufakturmarke ... Rosenthal: Um 1905 - 1925" - der Entwurf kann sich nur auf das Relief-Kirschendekor beziehen, denn die Form "Donatello" wurde von Rosenthal in Weiß vorher produziert.
Produktion Kunstabteilung Stammwerk Selb 1907-10
Stempelmarke: alle Teile in Unterglasurgrün: Krone, gekreuzte Linien und Rosenthal "DONATELLO", Unterglasur Pât sur pâte Bavaria