Porträt von Anastasia Robinson. Die spätere Gräfin wird hier als Halbfigur nach links am Cembalo sitzend und spielend gezeigt. Ihren Kopf hat sie dem rechten Blattrand zugewandt. Sie trägt ein einfaches, offenherziges Kleid und einen leichten Umhang über der linken Schulter. Die Haare sind zum Teil hochgesteckt und mit Perlenschnüren geschmückt. Sie sitzt auf einer Bank, ihre Finger berühren sanft die Tasten des Instruments, das mit einem Putto-Kopf verziert ist. Links neben ihr hängt ein schwerer Vorhang, rechts im Hintergrund wird ein Raum angedeutet.
Als englische Sopranistin sang Anastasia Robinson ab etwa 1714 regelmäßig in Georg Friedrich Händels (1685-1759) Opern. Ihr erster Auftritt war wohl ein Solo in der Ode zum Geburtstag der Königin Anne. Ein Jahr später übernahm sie die Rolle der Almirena im Stück "Rinaldo" und die Rolle der Oriana für Händels "Amadigi". Letztere nahm er 1717 wieder auf und schuf eine neue Rolle für sie und den Kastraten Nicolini. Händel nahm sie 1720 in seiner Royal Academy of Music in London auf und beschäftigte sie für ein gutes Gehalt bis sie sich 1724 aus dem Bühnengeschäft zurückzog, unter Anderem weil ihre Stimme durch eine Krankheit vom Sopran zum Alt wurde.
Das Blatt wurde als Schabkunst 1727 von dem niederländischen Kupferstecher John Faber (1684-1756) hergestellt. Er arbeitete dabei mit einer Vorlage von 1723 vom Londoner Illustrator und Maler John Vanderbanck (1694-1739). Zwei weitere Exemplare des Blattes befinden sich in der National Portrait Gallery und im British Museum in London, das sogar noch mehr Exemplare besitzt. Außerdem ist das Blatt die Vorlage für ein weiteres Porträt der Sängerin in der Stiftung Händel-Haus: BS-III 144.
Signatur: I. Vanderbank Pinx. 1723 I. Faber fec. 1727. London Sold by J. Bowles & Son. at the Black Horse in Cornhil.
Beschriftung: Mrs. Anastatia Robinson. When Robinson awakes the warbling strings, And with her heavenly Voice responding sings; The winged Graces float upon the Sound, Bleß the sweet Airs, and miling play around.
Wasserzeichen: vorhanden, Mitte Motiv: Zange, Schere oder Kelch.
Literatur: John Chaloner Smith, British Mezzotinto Portraits … Part the first. London 1884, S. 417, Nr. 307.