Porträt von Johann Wolfgang von Goethe. Der deutsche Schriftsteller ist in dieser Ansicht als Halbfigur im Profil nach links gewandt dargestellt. Er sitzt mit überschlagenen Beinen auf einer Bank, seine rechte Hand greift unter der Jacke an seine linke Brust während die linke Hand auf seinem Oberschenkel ruht und ein Buch oder einen Brief hält. Sein Blick ist sinnend nach vorn gerichtet. Er trägt einen Mantel, darunter ein Hemd mit Rüschen an den Ärmeln und ein Jabot am Hals. Außerdem präsentiert er sich hier mit natürlichem Haar, statt mit Perücke. Der Umgebung nach, scheint er sich in einem zugewachsenen Häuschen zu befinden, deren Fenster links den Blick auf offenes Wasser freigibt, sodass die Vermutung nahe liegt, dass das Porträt Goethe während seiner Zeit in Italien darstellt.
Johann Wolfgang von Goethe gilt als der bedeutendste deutsche Schriftsteller und Poet. Ursprünglich hatte er in Leipzig und Straßburg Rechtswissenschaften studiert. Danach arbeitete als Advokat in Wetzlar und Frankfurt. Herzog Karl August holte ihn dann zu sich an den Weimarer Hof, wo Goethe politische und administrative Aufgaben übernahm. Auf Bemühen des Herzogs wurde er 1782 in den Adelsstand erhoben. Wenige Jahre später erlitt er eine persönliche Krise, die sich durch einen Aufenthalt in Italien besserte und seinem Schöpfungsdrang Aufwind verschaffte. Wieder in Weimar leitete er nun das Hoftheater. In Bad Lauchstädt ist heute noch das Goethetheater zu besichtigen, in dem Goethe wohl auch eine Zeit lang gearbeitet haben soll, die Stiftung Händel-Haus besitzt Ansichten dazu (BS-IId 12a-12p).
Das Blatt wurde als Stahlstich ausgeführt. Die Vorlage lieferte wohl eine Fotografie von Friedrich Bruckmann. Die Sicht auf offenes Wasser durch das Fenster im Hintergrund legt nahe, dass es sich um das Mittelmeer handeln könnte, das Goethe während seiner Italienreise erfahren haben durfte. Auch das Alter des Dargestellten würde damit übereinstimmen. Jedoch war zu der Zeit, als Goethe in Italien war, die fotografische Technik noch nicht ausgereift, erste Fotografien entstanden erst ab etwa 1826. Zu dieser Zeit war Goethe zwar an verschiedenen Orten, nur gab es dort kein offenes Wasser, wie dieses, und er war schon über 70 und ergraut. Es ist also mehr als fraglich, dass dieses Bildnis nach einer Fotografie entstanden sein soll. Außerdem scheint das vorliegende Blatt eine Reproduktion aus einem Buch zu sein. Einziges weiteres Exemplar des Blattes befindet sich im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster.
Signatur: From a photograph by Fr. Bruckmann of Munich / Johnson, Wilson & Co.Publishers, New York.
Beschriftung: [faksimilierte Unterschrift] Goethe.