Bez.: Peint par J M. Nattier // Gravé en 1751. // A Paris chés Joullain a la Ville de Rome, Quay de la Megisserie. / Avec Privilege du Roy.
beschr.: Cette liqueur brillante, & pure, / Simbole de Sincerité, //
A ces tendres Amans assure, / Les erment mutuel que l'Amour a dicté. / Mr. Roy
Dieser Likör, so strahlend und klar, Symbol der Aufrichtigkeit, bekräftigt diesen zärtlichen Liebenden den gegenseitigen Schwur, den die Liebe vorgesagt hat.
Der Kupferstich ist unter dem Titel „L'alliance de l'Amour et du vin“ bekannt. Demnach wäre die Darstellung als Allegorie anzusehen. Die titelgebende Vereinigung wird vollzogen von einem jungen Paar, er schäferlich, sie noch idealer ge- beziehungsweise entkleidet. Das überaus raffinierte Haltungsmotiv verbindet die Figuren gleich dreifach miteinander: in den beiden Glas und Karaffe erhebenden Händen, in den ineinander versinkenden heiteren Blicken und in den einander zärtlich-spielerisch fassenden Händen.
Jean-Marc Nattier war ein gefeierter Porträtist. Seine Spezialität war das portrait historié, in dem die Porträtfigur in eine historische oder mythologische Rolle gekleidet wird. In späteren Jahren schuf er nur ausnahmsweise Historienbilder oder Allegorien.
Ist die vorliegende Komposition gemäß dem Titel des Kupferstichs als Allegorie zu verstehen? Die Maler-Halbbrüder Antoine und Noël Nicolas Coypel hatte wenige Jahrzehnte zuvor das Thema der Allianz von Wein und Liebe mit rein mythologischem Vokabular formuliert (Die Vereinigung von Bacchus und Amor, um 1702, Dallas Museum of Art). Nattier, der als Porträtist darauf spezialisiert war, den Menschen auf eine abstrakte Idee zu beziehen, veranschaulichte hier eine abstrakte Idee in Gestalt zweier Menschen. Wenn eine allegorische Bedeutung auch nur mitklingen sollte, so ist sie restlos in menschlicher Gestalt sinnfällig gemacht. Sie redet nicht von der betreffenden Vereinigung, sie vollzieht sie. Das Bild spricht allein zu den Sinnen, nicht zum begrifflichen Verständnis. Diese Sinnlichkeit ist ein Novum der Künste des Rokoko.
Nur der Titel des Stichs ist allegorisch, schon die Verse dazu sind es nicht. Ganz abgesehen vom Titel und von den Versen des Kupferstichs wird ein Liebespaar in heiterster Laune gezeigt, das mit Wein die Stimmung noch anregt. Der Wein gehört zur Poesie, er gehört zur Geselligkeit und er gehört zur Liebe. Er ebnet den Weg – in den Künsten nicht anders als im Leben. Hieran hat sich bis heute nur insofern etwas geändert, als Mischgetränke oder auch Alkopops nun als Alternativen zum Wein zur Verfügung stehen.
Das Originalgemälde befindet sich in der Alten Pinakothek München.