Der Namen "Ziehen" war den Menschen des späten 18. Jahrhunderts ein Begriff. Viele hatten sich durch seine Prophezeihungen in äußerste Sorge versetzen lassen. Spätestens im Jahr 1786 werden ein verehrendes Erdbeeben und eine Revolution in den deutschen Landen und weiteren Teilen Europas schwerste Zerstörungen anrichten. Kleinere Erdbeben in der Schweiz und in Süddeutschland schienen seine Prophezeihung, die er aus einem "Buch Chevilla" herausgelesen zu haben angab, zu bestätigen. Sein prominentester Widersacher war der Göttinger Professor Georg Christoph Lichtenberg. Zur Zeit von Chodowieckis Radierung konnte man sich bereits allgemein angstfrei mit Ziehen beschäftigen, denn der festgesetzte Weltuntergangstermin war verstrichen. Das Auftreten des Weltuntergangspropheten konnte als Paradebeispiel für die Empfänglichkeit der Menschen für Schreckensvisionen wirrer Geister betrachtet werden. Ziehen jedenfalls hatte für epidemische Hysterie gesorgt.
Chodowiecki stützte sich bei seiner Radierung auf einen Bericht in der "Berlinischen Monatsschrift" von 1783, in der ein Zeuge aus Zellerfeld über den drei Jahre zuvor verstorbenen Pastor Auskunft gab. Darin wurde Ziehen als grüblerischer Denker charakterisiert, der stundenlang auf einem Fleck stillstand. Eben dieser Eigenart gab Chodowiecki in der statuarischen, zentral stehenden Figur des Pastors mit dem "Buch Chevilla" in der Hand, der Quelle seiner Prophezeihung, Gestalt.