Dieses hellolivgrüne, zweiteilige Promenadenkleid gelangte 1979 aus Wulkow in die Sammlung des Genthiner Museums. Es ist ein typischer Vertreter der Kürassmode. Dieser Modestil aus der Zeit zwischen 1875 und 1881 war nach dem Brustharnisch früherer Zeiten benannt. Die Frauengarderoben hatten damals eng anliegende, stark über die Taille hinaus verlängerte, die Figur modellierende Oberteile, welche meistens in Prinzess-Form (nur mit Längsnähten auf Taille gearbeitetes Kleid oder Oberteil) gearbeitet waren. Das Gesäß wurde durch den sogen. "Cul de Paris" (wörtlich: "Hintern von Paris"), eine Form der Turnüre, betont (ein seit dem Spätbarock immer einmal wiederkehrendes Reifengestell oder Polster für das Gesäß, dessen Bezeichnung mit der Mode wechselte).
Das Kleid weist einen Besatz aus einer 6,5 cm breiten, naturfarbenen, geklöppelten Seidenspitze sowie gerüschten Moiréstreifen auf.
Am Rock ist über dem Saum ein 16 cm breiter, in scharfe Falten gelegter Streifen aus demselben Material aufgenäht. Auf dem Saumumbug befinden sich eine Wollkordel und ein stark geriffelter Spitzeneinsatz. Das Stoßband besteht aus Halbwolle. Der gesamte Rock ist auf gesteifte Baumwolle gearbeitet. Er ist vorn glatt, die übrige Weite ist in Falten in ein einfaches Bündchen eingelegt. Die hintere Mittelbahn ist so in die daneben liegenden Nähte eingelegt, dass sich die Form für eine Turnüre ergibt.
Das Oberteil ist in Prinzessform auf Figur gearbeitet und vorn mit metallenen Kugelknöpfen zu schließen. Der Halsausschnitt ist mit Rüschenstreifen und einem Spitzenbesatz verziert. In ähnlicher Form sind auch die Ärmelenden ausgeführt. Das gesamte Oberteil ist auf Baumwolle gearbeitet.
Zahlreiche alte Nähte sowie die Tatsache, dass die Ärmelunterseiten und kleine Partien in den Volants aus andersfarbigem Moiree (beige/hellbraun) bestehen, deuten darauf hin, dass das gesamte Kleid aus einem Vorgängerstück neu gearbeitet worden ist.
weitere Maße Oberteil: Taille 64 cm, Ärmel 55 cm