In der griechische Mythologie treten die Mischwesen mit menschlichem Oberkörper und Pferdeleib, das Volk der Kentauren, als animalische, wilde Naturwesen auf. Im Werk des Malerbildhauers Franz von Stuck ist der Kentaur ein zentrales Motiv, das schon früh in Gemälden und Zeichnungen auftaucht. Die Plastik „Verwundeten Kentaur“ ist nach einem kugelstemmenden Athleten sein zweites bildhauerisches Werk überhaupt. Voller Naturnähe in den körperlichen Details wie etwa dem muskulösen Oberkörper mit hervortretenden Adern und Sehnen und dem Pferdeleib, in neobarock bewegter Manier, wird das wilde Mischwesen zugleich symbolisch überhöht und antikisch stilisiert, in dem es auf ein hohes antikisierendes Postament gestellt wird.
Stuck, der Ende des 19. Jhs. zum „Malerfürsten“ avancierte und mit seinen symbolistischen Gemälden Erfolge feierte, thematisierte in dem Pferdemenschen die erotische, starke, männliche Natur ebenso wie seine eigene Existenz als Künstler, der Kentaur wurde zu einem Leitmotiv in seinem Werk.