Schwere Überstiefel für den Reiter von Stangenpferden. Stangenpferde sind die an der Deichsel gehenden Pferde einer Kutsche bzw. Wagens. Der Reiter sitzt auf dem Sattelpferd, es befindet sich immer auf der linken Seite. Das Pferd, welches rechts davon läuft und nicht beritten wird, ist das Handpferd. (Lit. "Wenn einer eine Reise tat" von Hans Bauer, S. 93 und S. 94, Gemälde). Die hohen, stabilen Stiefel schützten die Reiter vor Deichselschlägen, Pferdegeschirr, Dornen und Büschen. Sie waren auch ein guter Schutz vor Nässe und Kälte. Der Schaft ist aus derbem Rindsleder, das mit einem Gemisch von Wachs und Harz mehrmals bestrichen wurde. Er ist aus einem Stück geschnitten, nur durch eine Vordernaht gefügt. Ein zweiter, innerer Schaft von gleicher, derber Art wie der äußere versteift diesen zusätzlich und verdoppelt somit die Schutzwirkung dieser Fußbekleidung. Am oberen Schaftrand eine weite, leicht nach hinten geschrägter Stulpe angenäht und mit derben Leinen abgefüttert. Über dem Rist ein geschwungener Lederbesatz (Spornleder?) mit Federkielstickerei und geritzte, schwer leserliche Herstellerbezeichnung "DUSSADSSOY LEOADET BOTTIER A LION", der außenseitig mit einer Schnalle befestigt ist. Die dicke Sohle besteht aus mehreren Schichten festen Leders. Der kompakte Absatz ist dafür aus vielen dünnen, unregelmäßig geschnittenen Lederflecken aufgebaut und mit unterschiedlich großen Holznägeln zusammengehalten.