Das Pluviale, der Mantel des Bischofs, erscheint auf den ersten Blick eher schlicht. Doch ist es nicht nur eines der ältesten erhaltenen Beispiele seiner Art. Der goldgelbe Schimmer seines gemusterten Seidengewebes vermittelt auf den zweiten Blick auch eine edle Wirkung im Spiel von Licht und Schatten: Das Muster bilden versetzte Spitzovale mit eingestellten Blüten.
In der halbrunden Form mit der – allerdings zu kleinen – Kapuze zeugt das Pluviale von seiner antiken Herkunft aus dem Kleidungstyp der paenula, einer beliebten Mantelform der Soldaten und einfachen Bevölkerung des Römischen Reiches. Aus ihr entwickelten sich sowohl der Bischofsmantel als auch die Kasel, das Messgewand des Priesters. Tatsächlich wurde das Pluviale ursprünglich als Kasel verwendet, wie genaue restauratorische Analysen herausstellten, und später zu einem Bischofsmantel umgeändert.
Der Seidenstoff mit seinem wie geritzt eingewebten Muster zählt zu den sogenannten Ritzmustergeweben. Im 12. Jahrhundert waren Seidenstoffe in Europa überaus selten, Seidenanbau und -herstellung noch gehütete Geheimnisse. Seidengewebe stammten vorwiegend aus Byzanz oder arabischen Gebieten. Da technische Kennzeichen wie die ungewöhnliche Webbreite von 155 cm und Besonderheiten der Webbindung untypisch für byzantinische Herstellungstechniken sind, wird seine Herkunft aus dem maurischen Spanien vermutet.