In dem liebenswürdigen Jugendwerk greift Sperl ein Motiv auf, das dem damaligen Zeitgeschmack entgegenkam. Ein in bayrischer Tracht gekleideter junger Mann, eine Pfeife in der Hand, schaut durch das halb geöffnete Fenster und scheint mit einem nicht sichtbaren gegenüber Kontakt aufzunehmen. Dass es sich dabei um eine Dame handelt, lassen die über einen Stuhl geworfenen Kleidungsstücke, von zum Teil lebhafter Farbe, vermuten. Die links auf einem grünen Kissen sitzende Katze verstärkt den Eindruck des weiblichen Elements. Zart und duftig sind die Blüten der Pflanzen wiedergegeben, die auf dem Fensterbrett stehen.
Zusammen mit dem in lockeren Pinselstrichen gemalten Hintergrund deuten diese stilistischen Mittel auf spätere Werke hin.
Das kleine Gemälde ist vermutlich noch während der Studienzeit an der Münchner Akademie entstanden. Sperl griff in seinem früheren Schaffen Anregungen seines Lehrers Arthur von Ramberg auf, der sich an niederländischer Genremalerei des 17. Jahrhunderts orientierte. Auch Gemälde mit Szenen aus dem oberbayrischen Volksleben von Franz von Defregger stehen in dieser Nachbarschaft. Sie verliehen einer Sehnsucht nach ländlicher Idylle und nach einer heilen Welt Ausdruck, die sich in der krisenhaften Gegenwart der immer zahlreicher werdenden Stadtbevölkerung gegen Ende des Jahrhunderts verdichtete.
Sperl und Leibl veranlasste dieses Lebensgefühl, von der Großstadt München in bayrische Dörfer überzusiedeln, wo sie seit 1875 lebten.
Bezeichnet u. r.: Sperl