In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens schuf Weitsch mit seinen Eichenwaldlandschaften einen Bildtypus ganz eigenen Gepräges. Was die Komposition angeht, ist eine signifikante Entwicklung zu ersehen. Zunächst sind die Bildränder auf herkömmliche Art befestigt, die Bildpläne ausgewogen und kunstgerecht gestaffelt. Der Mittelgrund versperrt die Sicht auf den Hintergrund teilweise, nicht anders als in den Landschaften mit Ruinen und Vieh sowie den aus Bergen, Felsen, Gewässern, Bäumen reich komponierten Stücken, in denen sich Weitsch Routine erworben hatte. Dann jedoch verlegte der Maler den Betrachterstandpunkt in den Wald selbst, schloss das Format nach oben mit den Kronen der vordersten Bäume, malte den Wald als Innenraum. Keine seitliche Rahmung, kein Horizont, kein Hintergrund, wohl aber raffinierte Durchblicke zwischen den Bäumen: Weitschs berühmte ‚Luftperspektive‘.
Von der Urtümlichkeit etwa Ruisdaelscher Eichenlandschaften sind jene Weitschs weit entfernt. Zwar waltet auch in diesen eine erhabene Atmosphäre, doch sind sie licht, regelmäßig und kultiviert, Schauplätze ländlichen Lebens. Auch hier ist wieder Weitschs Sinn für die Diesseitigkeit wirksam. In kaum einem der Eichenwälder fehlen Hirten und Weidevieh, wie es ja der tatsächlichen bäuerlichen Nutzung entsprach.
Den einmal gefundenen Bildtyp des Eichenwaldinterieurs transponierte Weitsch durch die Formate. Von allen bekannten Fassungen ist die vorliegende vom Format die kleinste. In den achtziger und neunziger Jahren verwendete er für kleine und mittlere Formate mit Vorliebe Papiermachéplatten, wie sie in der Stobwasserschen Lackwarenmanufaktur hergestellt und bemalt wurden, als Bildträger. Gegenüber Holz hatten diese den Vorzug, dass sie sich nicht verzogen und keine Risse bekamen.
(Ausst.-Kat. Harz und Arkadien 2017)