Bernstein findet sich in unserer Region in den frühbronzezeitlichen Grabfunden, von denen wir Hunderte kennen, nur selten. Die Grablegen von Männern, selbst von Fürsten, die prächtig mit Gold und Waffen versehen sind, werden nicht mit Bernstein ausgestattet. Die wenigen überlieferten Perlen sind Totenbeigaben für Frauen oder Kinder. Das mit 300 Bernsteinperlen am reichsten ausgestattete Grab Mitteldeutschlands wurde auf einem großen Friedhof nahe Burk in Sachsen gefunden. Ketten und Kolliers sind oft aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt, neben dem kostbaren Harz finden auch Steinperlen und Bronzeröllchen Verwendung, die den Bernstein auf Distanz halten und so besser zur Geltung bringen. Es gibt einfach durchlochte Exemplare in verschiedenen Formen, aber auch mehrfach gelochte Stücke, die Schieber genannt werden. Mit ihnen können zwei- und dreireihige Ketten arrangiert werden. Die Verbreitung der Bernsteinschieber legt nahe, dass es zwischen Südengland, Süddeutschland und Griechenland im 2. Jahrtausend v. Chr. besondere Verbindungen gab.
Bei den Ausgrabungen in Halle-Queis konnte 2001 ein Hort so geborgen werden, wie er ursprünglich vergraben war - ein seltener Glücksfall für die Forschung. In einem Topf deponiert, bestand das Ensemble aus Halsschmuck, Armspirale und Gewandnadel. Der Fund wurde in einem Erdblock geborgen und nach dem Anfertigen einer Computertomographie in der Restaurierungswerkstatt freigelegt. Anhand der Bilder konnten die Restauratoren erkennen, wie die einzelnen Bestandteile des Kolliers - Bernsteinperlen, ein Bernsteinschieber und kleine Bronzespiralen - angeordnet waren. Der Hort ist in der Nähe einer gleichzeitigen Siedlung niedergelegt worden. Die Schmuckstücke können einer Frau oder einem Jugendlichen gehört haben.