Das nur mit "Schleuen" signierte Exlibris für Gleim stammt vermutlich von Johann David Schleuen dem Älteren, der von 1740 bis 1774 in Berliner Adressbüchern nachweisbar ist. Sein Wirken als Kupferstecher, Radierer und Verleger von Stichwerken wurde von seinen Söhnen fortgesetzt.
Gleims Bucheignerzeichen zeigt im Ausschnitt einen Bibliotheksraum mit zwei Regalen, die mit umfangreichen Bänden gefüllt sind. Die Kennzeichnung der Regale nach Jahrhunderten sowie die Rückenbeschriftungen der Bücher stellen eine chronologische Ordnung vor Augen: Secul. Salomonis: David, Salomo, Esaias; Sec. Alexandri: Homeruns, Plato, Anacreon; Sec. Augusti: Vergilius, Cicero, Horatius; Secul. Leonis: Tasso, Petrarca, Ariosto; Sec. Ludovici: Corneille, Cartesius, Chapelle; Secul. Caroli: Milto[n], Locke, Pope; Sec. Friderici: Antimachiavell sowie zwei unbeschriftete Bände. Zwischen den Regalen sind an der Wand zwei Gemälde zu erkennen, von denen das obere ein Segelschiff und das untere ein Paar zeigt. Auf den Regalen sind weitere Kunstobjekte angedeutet, es sind der Teil eines Globus sowie die Beine einer Statuette zu erkennen. Im Vordergrund beschäftigen sich zwei Putti vor einem großen Globus mit verschiedenen Büchern und Schriften. Umrahmt wird die gesamt Szene von zierlichen Rokokoornamenten, die in ihrem oberen Abschluss zwischen zwei Büsten - wohl Mars und Minerva - in einem Feld die Worte "GLEIMII ET AMICORUM" erkennen lassen. Das ein Exlibris nicht nur den Bucheigentümer nennt, sondern die Sammlung als offen für die Freunde kennzeichnet, findet sich vereinzelt bereits in der Tradition der Bucheignerzeichen vor Gleim. Unter seinen Zeitgenossen ist es bei dem Berliner Verleger und Schriftsteller Friedrich Nicolai anzutreffen, der auch zu Gleims Freundeskreis zählt. (Doris Schumacher in Pott 2004)