Zur Werkgruppe “Pottel & Broskowski“
Während ihrer Assistenzzeit bei Hans Finsler führte Gerda Leo auch eigene Auftragsarbeiten durch, darunter Portraits und Firmenaufträge. Eine umfangreiche Serie entstand für das Faltblatt der Hallenser Firma “Pottel & Broskowski“, die in der Leipziger Straße 85a Restaurants und Delikatessengeschäfte betrieb. Lotte Pottel, die bei Erwin Hahs in der Reklamewerkstatt an der Burg gelernt hatte und das Firmenblatt gestaltete, übermittelte Gerda Leo den Auftrag. Die Fotografin reizten die vielen Facetten des Projekts: Architektonische Gegebenheiten wie das Firmengebäude, Speisesäle und Verkaufsräume galt es ebenso motivisch ansprechend ins Bild zu bringen, wie die angebotenen Produkte und Abläufe, von den arbeitenden Köchen zu im Weinkeller lagernden Flaschen.
Zum Motiv "Ohne Titel (Haus Broskowski)"
Der Architekt Bruno Föhre (1883–1937) verantwortete die grundlegende Umgestaltung des Geschäftshauses in der Leipziger Straße in Halle (Saale), welches 1930 fertig gestellt und von "Pottel & Broskowski" bezogen wurde. Die Betonung der Ecklage des Gebäudes löste Föhre durch eine markante Rundung und zeichnete sich damit als Vertreter des "Neuen Bauens“ aus. Geschult durch die Bildsprache des "Neuen Sehens“, wußte Gerda Leo dieses typische Merkmal im Foto gekonnt aufzugreifen. Die Perspektive ermöglicht es der Fotografin, die Außenfassade des Hauses in Gänze zu erfassen. Leicht aus der Bildmitte gerückt, treffen sich Licht und Schatten in der Rundung und betonen so die räumliche Wirkung des Gebäudes. Parallel dazu lässt Leo die Vertikale des gegenüberstehenden Hauses am rechten Bildrand stehen, um den Komplex städtebaulich zu verorten.
Schenkung Gerda d'Oliveira-Leo, Amsterdam
