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Malkasten von der Londoner Firma Reeves & Inwood

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Museum Schloss Neuenburg Freizeit & Unterhaltung Reise [MSN-V 4404 H]
Aquarell-Malkasten (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt / Falk Wenzel, Halle (Saale) (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Der verschließbare Malkasten gelangte 1976 als Schenkung in den Museumsbestand. Er wurde um 1800 von der Londoner Manufaktur Reeves & Inwood aus Mahagoni gefertigt. Im geschlossenen Zustand hat er ein schlichtes Äußeres, denn lediglich der Deckelrand ist mit einem schmalen Holzband verziert. Der Farbkasten wurde für eine bessere Übersichtlichkeit mit einem zweigeteilten Korpus gefertigt. Der obere Teil besteht aus einem Fach, das wie bei einem Setzkasten in kleinere Fächer unterteilt ist.
In einzelnen Fächern liegen aus Farbpulvern gepresste Farbblöcke sowie verschiedenes Malzubehör, wie eine Mischpalette aus Porzellan mit einer länglichen und drei runden Vertiefungen, sieben Pappschachteln mit Farbpulvern, eine flache Mischpalette aus Elfenbein, eine längliche Pinsel- bzw. Federhalterablage aus Elfenbein, ein kleines Holzbrett, das seitlich mit zwei Textilschlaufen versehen ist und eine kleine, in Papier eingewickelte Porzellanpalette mit angetrockneter weißer Farbe.
Der untere Teil des Korpus hat eine Schublade, die mit einem kleinen, schwungvoll gestalteten Messinggriff nach vorne herausgezogen werden kann und in der weitere Malutensilien aufbewahrt werden: acht runde Porzellanpaletten zum Mischen der Farbe, ein Malmesser und drei Schreibfedern, bestehend aus einem Holzgriff mit aufgesteckten Metallfedern. Der untere Schiebekasten wird mit einem Messingstift, der sich rechts neben der Schlossmechanik in der vorderen Holzwandung befindet, festgesteckt. Mit einem kleinen Schlüssel kann der gesamte Malkasten verschlossen werden. Dabei greift eine Nase des mittig angebrachten Schlosses in den Deckel.

Der auf der Innenseite des Deckels auf Papier gedruckte Kupferstich verweist auf den Hersteller "Reeves & Inwood". Der Farbenfabrikant William Reeves (1739-1803) ist der Erfinder des auch heute noch verwendeten Konzepts der wasserlöslichen Farbe in Blockform. In seinem um 1766 in London eröffneten Geschäft stellte er im Keller die kleinen Farbblöcke her. William ging später eine Partnerschaft mit seinem älteren Bruder Thomas (1736-1799) ein, mit dem er seine Produkte bewarb. Im Jahr 1781 wurden beide Brüder für Williams Erfindung sogar mit der Silbernen Palette der Society of Arts ausgezeichnet. William Reeves nahm 1787 John Inwood (1764-1827) als Lehrling bei sich auf, der dann 1819 mit Williams Sohn James Reeves (1794-1868) eine Partnerschaft einging. Aus dieser Zeit stammt der Neuenburger Malkasten.

Die aus gepresstem Farbpulver bestehenden, kleinen Farbblöcke fanden nach ihrer Erfindung besonders in Künstlerkreisen Anklang, da sie sparsamer zu verwenden waren als bisherige Farben und die chemische Zusammensetzung der Pigmente eine deutliche Verbesserung gegenüber denen bestehender Produkte darstellte. Besonders aufgrund der praktischen, kleinen Größe war es nun möglich, seine Motive leichter vor Ort im Freien zu malen, anstatt wie bisher umständlich mit Skizzen und Vorzeichnungen im Atelier.
Reeves & Inwood stellten tragbare Mal- und Zeichenkästen her, in denen sich neben den kleinen Wasserfarbblöcken auch allerhand nützliches Zubehör befand. Sie waren für Künstler ideal, die sie auf Reisen mitnehmen und im Freien arbeiten wollten. Die sogenannte Freilichtmalerei oder Pleinairmalerei (von französisch: en plein air: „im Freien“) erfreute sich im Laufe des 19. Jahrhunderts einer zunehmenden Beliebtheit. In England förderten eigens dafür gegründete Water Colour Societies den Einsatz dieser Maltechnik.

Auf dem von Reeves & Inwood auf dem Innendeckel angebrachten Papieretikett sind verschiedene Darstellungen zu sehen. So sitzt oben auf einer Wolke wahrscheinlich Britannia, die Nationalfigur von Großbritannien. Auf der rechten Seite ist eine Junge in einem langen Mantel mit einem leeren Teller in der Hand abgebildet. Er steht auf einem Sockel, der mit den Federn des Prinzen von Wales geschmückt ist. Ein Junge in einem blauen Mantel befand sich bereits als Motiv auf einem Schild vor dem Londoner Geschäft von William Reeves und weist auf englische Wohltätigkeitsschulen, die aufgrund des dortigen Tragens von blauen Mänteln auch „Blaumantelschulen“ genannt werden, hin. Wahrscheinlich war William Reeves auf einer solchen Schule. Links unten ist das britische Königswappen mit bekröntem Löwen und Einhorn dargestellt. Am unteren Rand des Blattes liegen diverse Utensilien zum Malen auf dem Boden.

Mittig zwischen den Abbildungen steht in englischer Schrift:

Artes Praemio Decoratae
REEVES & INWOOD
SUPERFINE COLOUR PREPARERS
To the Royal Family, & their Academy's, at the Kings Arms, & Blue Coat Boy,
N. 299 near the New Church Strand, London.
who receiv'd the Honorary Bounty from the Society in the Adelphl, for encouragement of Arts.
For their Invention of Superfine Water Colours in Cakes,
which has met with the universal approbation of the most eminent Artists,
Prepares all sorts of Water Colours in Cakes for Miniature, Portrait, Landscape, Flower Painting, &
Likewise Opaque Colours, Ditto Chemical Colours, for Maps, Plans, Fortifications, Signals, &
English Crayons, equal to Italian, brayon Pencils, superior to any made, India &
British Ink, Ivory Palettes & Ivory for Miniature Painting, all sorts of Drawing
Papers, Black-lead Pencils, Chalks, & every Article in the Drawing line,
of the best Quality,
HOLESALE, RETAIL, & FOR
EXPORTATION.


(Marlene Thimann)


Material/Technik: Zubehör: gepresste Farbblöcke aus Farbpulver, Misch- und Farbpaletten aus Porzellan, farblos glasiert, gebrannt; flache Mischpalette aus Elfenbein, gesägt, poliert; Holzbrettchen seitlich mit zwei angenagelten Textilschlaufen, Pappschachteln mit Farbpulvern, Pinsel- bzw. Federhalterablage aus Elfenbein, gesägt, gefeilt, zusammengenagelt; Malmesser aus Metall und Kunstharz?; Schreibfedern mit Holzgriff und aufgesteckten Metallfedern

Material/Technik

Malkasten: Mahagoni, gesägt, gefeilt, zusammengesteckt; Korpus und Deckel mit angeschraubten Messingscharnieren verbunden; Schloss, Verschlussbolzen und Handhabe aus Messing, ein kleiner Schlüssel aus Eisen, geschmiedet; auf dem Innendeckel ein Kupferstich auf Papier

Maße

geschlossen: H 6,5 cm, B 29 cm, T 21 cm; mit geöffnetem Deckel: H ca. 26 cm

Vergangene Ausstellungen

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Museum Schloss Neuenburg

Objekt aus: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Museum Schloss Neuenburg

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