Porträt von Wolfgang Franz. Der deutsche Theologe wird hier als Brustbild gezeigt. Sein Blick ist etwas verwirrend: es scheint als würde er schielen und dabei nach rechts oben schauen. Er präsentiert sich hier mit natürlichem Haar und Vollbart. Zudem trägt er eine Halskrause und das Gewand eines theologischen Gelehrten. Das Bildnis ist oval gefasst, im Rahmen ist eine Inschrift eingefügt, die den Namen und die Tätigkeiten des Dargestellten wiedergibt. Unter dem Bildnis erscheint Text, ebenso auf der Rückseite.
Wolfgang Franz studierte in Frankfurt (Oder) und ab 1585 an der Universität Wittenberg, wo er seinen Magister ablegte und fast zehn Jahre als Privatdozent arbeitete bevor man ihm eine Professur in Geschichte anbot. Er promovierte später im Fach Theologie, ging 1601 als Propst nach Kemberg und kehrte auf Ruf 1605 nach Wittenberg zurück, um die Stelle als Theologieprofessor in Wittenberg zu übernehmen. Somit wurde er Propst der Wittenberger Schlosskirche und 1616 Assessor am Wittenberger Konsistorium. Drei Mal war er Rektor der Universität. Er setzte sich besonders für arme Studenten ein.
Das Bildnis wurde als Kupferstich von Melchior Hafner (1660-1704) in Augsburg gestochen. Es ist Teil des Buches "Templum honoris reseratum: in quo L. illustrium aevi hujus orthodoxorum ac beate defunctorum theologorum philologorumque imagines exhibentur", verlegt von Gottlieb Göbel in Augsburg 1673. Als Vorlage kommt möglicherweise ein Stich von dem in Leipzig tätigen Johann Christoph Boecklin (1657-1709) in Frage, der ein, zum vorliegenden Blatt, seitenverkehrten Halbfiguren-Stich schuf, der sich heute in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel befindet und leider nicht datiert ist. Der "irre" Blick, den der Dargestellte im vorliegenden Blatt hat, kommt jedoch bei Boecklin nicht vor. Weitere Exemplare des Blattes, mehr oder weniger vollständig vorhanden, befinden sich heute in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster und im British Museum in London.
Signatur: Melchior Haffner Sculpsit Aug.
Beschriftung: [Medaillon] WOLFGANGUS FRANTZIUS. SS. THEOL. D. IN ACAD. WITTEB. PROF. P. NEC NON IBID. TEMPLI ARCIS. PRAEPOS.
D. WOLFGANGUS FRANZIUS.