Der möglicherweise aus einer Salzwedeler Werkstatt stammende, vollrund gearbeitete Heilige steht auf einem unregelmäßig sechsseitigen Sockel, welcher aus demselben Werkstück geschnitzt zu sein scheint.
Er wendet sich frontal zum Betrachter. Über einem grünen Gewand trägt er einen weiten zinnoberroten Mantel, den er mit der linken Hand, die ein großenteils weggebrochenes Buch hält, rafft. Der Mantel fällt in grob gebrochenen Falten. Er ist mit einem Schablonenmuster verziert, das vierblättrige Blüten zeigt.
Quer über die Brust ist ein Gurt mit Schnalle zu sehen, der wohl zu einer (nicht sichtbaren) Pilgertasche gehört. Auf dem Kopf trägt er einen Hut mit breiter Krempe. Die rechte Hand fehlt und war vorgestreckt, sie hielt vermutlich den Pilgerstab.
Das relativ fein geschnittene Gesicht ist durch einen voluminösen Bart geprägt. Die gedrehten Bartlocken stehen charakteristisch ab. Das Gesicht bestimmen ein leicht lächelnder, zugespitzter Mund und tiefliegende Augen. Die Haare sind schulterlang.
Auf der Kopfoberseite befindet sich ein Zapfen (Dm 1,5 cm), auf der Unterseite zwei annähernd rechteckige Einspannspuren (0,5 cm x 1,0 cm). Der Hut ist mit dem Dübel angesetzt.
Auf der Rückseite ist mit weißer Farbe aufgetragene Jahreszahl „1501“ vermerkt, auf dem Sockel befindet sich eine fragmentarisch erhaltene Inschrift in gotischen Minuskeln („Jac...“).
Bei der Polychromie handelt es sich vermutlich um die Erstfassung.
Diese Skulptur gehörte vermutlich zu einem größeren Passionsretabel, von dem sich in der Dorfkirche in Kuhfelde zahlreiche Reliefs und Figuren erhalten haben. Im Einzelnen sind es: Christus vor Pilatus, die Kreuztragung, Teile einer größeren Kreuzigung sowie eine Beweinung, z. T. in moderner Rahmung. Die Reliefs sind in weiten Teilen entstellend neu gefasst. Sie zeigen vergleichbare Gewandfaltenwürfe und vor allem die unverwechselbare Bartgestaltung. Die Jacobusfigur könnte im Flügel oder – angesichts der vollrunden Ausarbeitung – im Gesprenge des Retabels gestanden haben.
Die Figur ist in die Nähe der Werkgruppe des Audorfer Retabels zu rücken. Besonders die Gesichtsgestaltung und die Weise, wie Haare und Locken geschnitzt sind, finden sich ganz ähnlich bei den Heiligenfiguren des Retabels aus Binde. Die Werkstatt dürfte aufgrund des Verbreitungsgebietes der zugehörigen Retabel in Salzwedel ansässig gewesen sein.
Fehse sprach sich für Verwandtschaften mit der Nürnberger Skulptur aus, möglicherweise vermittelt durch das 1495 aufgestellte Grabmal des Erzbischofs Ernst von Magdeburg im Magdeburger Dom, das die Nürnberger Vischer-Werkstatt geliefert hatte. Auch wenn es zu dessen Figuren keine sehr engen Verbindungen gibt, sah Fehse dennoch wohl das Richtige, da auch die Werkgruppe des Audorfer Retabels die fränkische Skulptur rezipiert.