Aus den bewegten Farbgründen gewinnt das Motiv der welkenden Sonnenblumen nach und nach Konturen. Kräftige
Akzente sind durch ein tiefes Blau, ein zum Orange hin gestimmtes Gelb, ein gebrochenes, doch kräftiges Rot und
verschiedene Grünvariationen gesetzt. Durch die Farbimagination werden die Akkorde eines Herbstkonzertes angestimmt.
Trotz des flammenden, kräftigen Kolorits gelang dem Künstler durch die wunderbar leichte Verwebung von
Linien und Farben die Spiritualisierung des Bildgegenstandes zu transzendentaler Vollkommenheit.
In den 1920er Jahren, als Christian Rohlfs in seiner expressiven und zugleich sinnlich-lichten Farbmalerei einen ersten
Schaffenshöhepunkt erreichen konnte, lässt sich eine Häufung von Blumenstillleben feststellen. Meist finden sich nur
einzelne Blüten dargestellt, gleichsam ein Ausschnitt aus der Vollständigkeit eines Gartens oder besser der Ganzheit
der Natur. Die beeindruckende Sinnlichkeit und die Vitalität, die Rohlfs mit seinen Bildern einfing, machen diese
Stillleben zu einer Huldigung an die Schöpfung. Innerhalb der expressionistischen Bewegung in Deutschland erreichte
Rohlfs eine seltene, mit hoher Qualität gepaarte Eigenständigkeit.