Die Ehefrau des Künstlers Johannes Martini (1866-1935) sitzt auf einem Bett oder einem Sofa, den Kopf leicht mit dem linken Arm aufgestützt, im Gespräch mit Wilhelm Prinz zu Stolberg-Wernigerode (1870-1931), zum damaligen Zeitpunkt dritter Sekretär an der deutschen Botschft in St. Petersburg. Wilhelm ist der dritte Sohn des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode (1837-1896) und seiner Frau Anna, geb. Prinzessin Reuß-Köstritz (1837-1907).
Die Szenerie ist intim; im Hintergrund befindet sich eine Kommode mit Leuchter sowie ein Fenster oder ein Spiegel, der Prinz sitze auf einem geflochtenen Korbstuhl und hat sein Gesicht Claire Martinin zugewendet, den linken Arm leicht auf die Lehne des Korbstuhls aufgelehnt. Vorn zwischen Zeigefinger und Daumen der linken Hand hält er eine Zigarette. Claire Martini ist mit offenem Gesicht ihrem Gesprächstpartner zugewendet, trägt eine typische Jugendstilfrisur mit zum Dutt geflochtenen langen Haaren, die rund um das Gesicht wellig nach vorn fallen. Im Vordergrund links befindet sich entweder Bettzeug oder aber eine nicht genau bestimmbare Decke, ganz vorn links ist ein stilisiert gezeichnetet Blumenstrauß sichtbar.
Die Zeichnung vermittelt das Bild einer Freundschaft und eines Gesprächs in inniger Intensität. Es kann als Zeugnis einer Bohemienkultur der Zeit um 1900 gewertet werden.
Christian Juranek