Das vorliegende, unsignierte Gemälde gehört zu einer Reihe von galanten Szenen im Park von ähnlichem Format, die Dietrich in den Jahren um 1740 schuf. Sie zeigen eine elegante Gesellschaft, teilweise begleitet durch Figuren der Comedia dell’Arte, ganz so wie in dem französischen Bildtyp der Fêtes galantes. Vereinzelt mischte sich schon bei den französischen Meistern der Liebesgott Amor unter die sich vergnügenden Sterblichen. Daneben treten Genien oder auch ungeflügelte nackte Knaben auf, die von ähnlich schelmischem Charakter sind wie Amor. Ein solcher nimmt hier wie in anderen Kompositionen Dietrichs eine aktive Rolle ein.
Was die galanten Szenen Dietrichs von den Fêtes galantes unterscheidet, das ist die Dynamik der Handlung. Dietrich zeigt nicht lediglich das angenehme, erbauliche Sein, sondern Aktionsmomente. Hierin steht er Bildern etwa von Jean-François de Troy (Das Rendez-vous am Brunnen, Victoria and Albert Museum London) oder Antoine Pesne (Das unterbrochene Stelldichein, Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig) nahe. Mit der letztgenannten Komposition zeigt Dietrichs Gemälde ganz auffallende Gemeinsamkeiten. Es handelt sich ebenfalls um eine nächtliche, vom Mond am rechten Bildrand beschienene Szene vor einem Monument im Park. Auch dort setzt sich das Paar aus einer Figur der Commedia dell’Arte und einer höfischen Dame zusammen, doch hat sich die Gesellschaft, von einem Knaben mit Fackel geführt, nicht von links, sondern von rechts genaht.
Die Handlung in den Bildern der Werkgruppe Dietrichs ist meist nicht leicht nachzuvollziehen. So macht die Dame dieses unterbrochenen Stelldicheins nicht die erschrockene Miene, die zu erwarten wäre, sondern blickt fast etwas herausfordernd. Auch scheint es, als sollten beim nicht allzu eiligen Ordnen der Röcke erst noch freie Blicke gewährt werden.
Das unterbrochene Stelldichein wie überhaupt der Seitensprung waren Lieblingsmotive der Kunst des Rokoko. In solche pikanten Darstellungen von Lebens- und Liebesfreuden mischte sich stets auch ein Quentchen Schadenfreude in den scherzhaften Grundton der Epoche. Eine zweite Fassung des Themas von Dietrich wird im Metropolitan Museum New York aufbewahrt, in diesem Falle das Rendezvous eines galanten Herrn und einer Schäferin, nicht nachts, sondern am Tage.