Das leicht überlebensgroße Armreliquiar birgt hinter seiner mittigen Schauöffnung einen mumifizierten Finger, der dem heiligen Nikolaus zugesprochen wird. Während des Vierten Kreuzzugs kam die Reliquie in den Besitz des Halberstädter Bischofs Konrad von Krosigk (amt. 1201-1208, gest. 1225), der sie nach seiner Abdankung von der Bischofswürde zunächst mit ins Kloster Sittichenbach nahm. Im Jahr 1225 wurde sie dem Halberstädter Domkapitel zugesprochen. Daraufhin entstand das Reliquiar.
Seinem Inhalt entsprechend wurde es in Form eines aufgereckten Arms mit einer zum Betrachter hin geöffneten Hand gestaltet. Über drei Tatzenfüßen erhebt sich die über einen Stein gefertigte Goldschmiedearbeit in Form eines Unterarms, der mit geistlichen Gewändern gekleidet ist. Sie weisen auf den heiligen Nikolaus als Bischof: Über dem engen Ärmel einer Albe folgt der weite Ärmel einer Dalmatik. Feine Gravuren und Filigranborten mit Edelsteinen erwecken den Eindruck, die dargestellten Ärmel seien aus erlesenen Stoffen gefertigt; über dem Ärmel der Albe umzieht das Handgelenk ein edelsteingeschmückter Armreif.
Hinter der mittig eingelassenen Bergkristallscheibe auf der Vorderseite wird die Reliquie unverhüllt zur Schau gestellt. Die Hülse aus vergoldetem Silberblech, die den mit Draht umwickelten Ansatz des Fingers umfasst, trägt die Aufschrift „+ DIGITVS · SANCTI · NICOLAI“ (dt.: Finger des heiligen Nikolaus). Eine Öse an der Unterseite dieses Ringes spricht dafür, dass die Reliquie nach ostkirchlichem Brauch ursprünglich hängend aufbewahrt wurde; die Inschrift wurde wohl erst im Westen, im Sinne einer Authentik (Echtheitsbeweis), angebracht. Bei den beiden aufgesteckten Ringen handelt es sich vermutlich um Votivgaben an den heiligen Nikolaus.