Christian Adolf Klotz (1738-1771) wurde 1762 Professor in Göttingen, 1765 ging er als Professor der Philosophie und Beredsamkeit nach Halle. In der literarischen Öffentlichkeit trat er als streitbar auf. Seine Kritik an Lessings "Laokoon" in seiner Schrift "Über den Nutzen und Gebrauch der alten geschnittenen Steine" (1768), die von Lessing in den "Briefen antiquarischen Inhalts" beantwortet wurde, erregte die Gemüter. Er schrieb Kommentare zu antiken Dichtern, Abhandlungen über Ästhetik, Kritik und guten Geschmack, Satiren und gab Zeitschriften heraus wie z.B. die "Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften" (1767-1771), die in ihrer Haltung gegen die "Allgemeine deutsche Bibliothek" von Friedrich Nicolai gerichtet war. Gleims Werke fanden in Klotzens "Bibliothek" positive Aufnahme. Im gemeinsamen Briefwechsel wird von den Freunden die Frage aufgeworfen, ob Klotz, der seines Berufes bisweilen überdrüssig war, nicht in die Nähe von Gleim ziehen könne. Klotzens Tyrtäus-Ausgabe war, wie er in der Korrespondenz äußert, durch Gleims "Kriegslieder" angeregt worden.
Die Absicht Gleims, Klotz von Oeser malen zu lassen, wurde wohl nicht verwirklicht. In einem Brief an Johann Georg Jacobi vom 14. April 1768 schrieb er: "Ist es denn nicht möglich, mein bester Freund ... von unserm Klotz und unserm Meyer, mir recht gute Bildniße zu verschaffen!
Mein kleiner Tempel wird itzt aufgeputzt, und etwas anders eingerichtet [wohl anläßlich des hinzugekommenen Bildnisses von Lessings], dazu mögt ich sie doch gar zu gerne bald haben. Casanova hat wenigstens Klotz gut gezeichnet. Könnte man die Zeichnung nicht bei Oeser ausmahlen laßen? Es ist doch eine rechte Schande, daß auf Eurem Parnaß kein Mahler ist!" Und Jacobi an Gleim am 20. April 1768 aus Halle: "Zu Bildnissen von unserm Klotz und Meyer hab’ ich ietzt einige Hofnung. Ein junger Mensch lässt sich auf einige Zeit bey uns nieder, der erst sechzehn Jahr alt; aber in der Kunst schon sehr erfahren ist. Herr Klotz will sich von ihm mahlen lassen ..."
Das vorliegende Bildnis ist durch einen Kupferstich von Johann Michael Stock (Leipzig 1771) als Arbeit von Johann Georg Rosenberg gesichert; als Entstehungsort gibt der Kupferstich ferner Halle an. Rosenberg war nicht der erwähnte sechzehnjährige Maler.
verso: Klotz / wegen seines Tÿrtaeus / gemahlt / für / Gleim