Brustporträt des Halberstädter Literaten und Literaturförderers Johann Wilhelm Ludwig Gleim.
Mit leicht gesenkten Augenlidern schaut Gleim den imaginären Betrachter an. Er trägt einen dunklen Mantel mit hohem Kragen und ein Hemd mit aufwendigen Rüschen, die aus der aufgeknöpften Mantelvorderseite hervorstehen. Die Haare sind hellgrau gepudert und über den Ohren zu einer Locke nach innen gedreht. Auffällig erscheint Gleims große, leicht rote Nase, der Teint wirkt leicht pastos und die Gesichtsdarstellung erscheint durchgeistigt wie auch realistisch.
Das Porträt wurde vom "Leipziger" Tischbein im Jahre 1797 in Dessau gemalt, wohin Gleim gereist war. Zwischen dem Autor und dem Künstler existiert ein kleiner Briefwechsel, der sich im Original im Gleimhaus in Halberstadt befindet.
Unten rechts befindet sich eine Signatur des Künstlers "F. Tischbein/ p: 1797".
Das Verhältnis zwischen den Grafen zu Stolberg-Wernigerode und Gleim war außerordentlich eng; Christian Friedrich Graf zu Stolberg-Wernigerode war Gleims direkter Vorgesetzter als Domdechant in Halberstadt, wo er auch ein Stadtpalais am Domplatz besaß. Gleims erster Biograph Körte beschreibt 1811, wie Gleim abwechselnd im Winter in Halberstadt und im Sommer auf dem Schloß Wernigerode mit den Grafen und ihrer Familie zusammentrag und mit ihnen freundschaftliche Beziehungen pflegte.
Christian Juranek