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Der König und Gleim

GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Gleimbibliothek [G 175]
Der König und Gleim (Gleimhaus Halberstadt CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Gleimhaus Halberstadt (CC BY-NC-SA)
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Description

In: Körte 1811 - Wilhelm Körte: Johann Wilhelm Ludwig Gleims Leben. Aus seinen Briefen und Schriften. Halberstadt 1811, S. 221

Gleims Großneffe und Biograf Wilhelm Körte erachtete die Audienz, die Gleim im fortgeschrittenen Alter am 22. Dezember 1785, ein knappes Dreivierteljahr vor dem Tod Friedrichs II. zuteil geworden war, als einen Höhepunkt im Leben des Dichters: "Dem hochgefeierten Einzigen, dem Wunder seiner Zeit, dem Helden seiner Muse persönlich bekannt geworden zu seyn, gehörte zur Erfüllung von Gleims Leben" (Körte 1811, S. 223).
Von verschiedenen Seiten wurde Gleim in den folgenden Tagen zugetragen, wie überaus günstig sich Friedrich über ihn geäußert habe. Der Dichter, Ingenieur und Prinzenerzieher Heinrich Wilhelm von Stamford etwa berichtete nach Halberstadt, was er von dem Marchese Lucchesini, dem Vorleser des Königs, der die Audienz vermittelt hatte, erfahren hatte: "Noch am Tage Ihrer Abreise von hier, erzählte mir Lucchesini: der König habe bei Tische gesagt: "Der Kanonikus Gleim hat mir ganz besonders gefallen, und ich habe noch mit keinem Gelehrten gesprochen, an dem ich so viel Freimüthigkeit, und ein so edles, ungezwungenes Wesen (air) bemerkt hätte, als an ihm" (zit. nach Körte 1811, S. 222). Ähnlich berichtete ein nicht näher bekannter Potsdamer Briefschreiber Bamberger, der König habe Gleim als den ersten deutschen Gelehrten gelobt, der Welt genug habe, mit einem großen Herrn zu sprechen (Bamberger an Gleim, 10.1.1786, Gleimhaus Hs. A. 118 [Bamberger 1]). Lucchesini selbst dichtete eine Ode auf das Ereignis, nach der der König Gleim als Dichter gelobt habe. Friedrich August Herzog von Braunschweig(-Oels), dem Gleim nach der Audienz begegnet war und der diesem auf dessen Bitte hin den Hut versprach, den der König bei der Audienz getragen hatte, zitierte in einem (heute verlorenen) Brief den König mit den Worten: "Si tous les savants allemands seroient comme ce Gleim, je pourrois m’en accommoder" (zit. nach Körte 1811, S. 222, Wenn alle deutschen Gelehrten wie dieser Gleim wären, könnte ich mich mit ihnen anfreunden).
Gleim seinerseits gab nur an, "Friedrich hat mich begeistert" (Gleim an Karsch, 5.1.1786, Gleimhaus Hs. A 5527 [Gleim/ Karsch 185]), machte ansonsten aus dem Verlauf seiner Audienz und dem Inhalt seines Gesprächs mit dem Monarchen ein Geheimnis. Die Gründe hierfür sind aus einem Brief an den Dichter und Friedrich-Verehrer Karl Friedrich Kretschmann aus dem Jahr 1794 zu erfahren: "Das Gespräch mit dem Einzigen schrieb ich gleich auf; leider aber hab‘ ich’s verlegt, Niemand hat’s gelesen, es war äußerst interessant; weil aber Gottsched’s, Gellert’s ec. Gespräche viel Aufsehen machten und ich Aufsehn nicht gern mache, so gab ich’s nicht aus den Händen, darüber ist’s in Vergessenheit gerathen; find‘ ich’s auf, so sollen Sie der Einzige seyn, ders bei meinen Lebzeiten zu lesen bekommt." (Gleim an Kretschmann, 10.8.1794, Gleimhaus Hs. A 5904 [Gleim/Kretschmann 3]).
Diese Mitteilungen Gleims klingen, als sei sein Gespräch mit dem König eingehender und ausführlicher gewesen, als es der uns bekannte lakonische Dialog aus dem Jahr 1795 glauben macht. Sehr gut möglich, dass dieser Dialog auf das fortgesetzte Insistieren Kretschmanns nach Mitteilung des Hergangs der Audienz entstand, nachdem Gleim das damals entstandene, nicht mehr aufzufindende Manuskript verloren gab. Doch auch dieses Stück blieb zu Lebzeiten Gleims unveröffentlicht.

"Der König und Gleim."
Zu Potsdam, den 22. December 1785.

"Wie heißt der Domdechant?" - von
Hardenberg. - "Macht der
Auch Verse?" - Mehr als ich!
"Macht er sie auch so gut, als Er?"
Ich glaube, nein; man schmeichelt sich
Am liebsten selbst. - "Da hat Er Recht! Die Brüder
"Im heiligen Apoll, die harmoniren nicht."
Wir harmoniren sehr, denn er macht Kirchenlieder,
Ich nicht; und keiner spricht
Von seinen Versen. - "Das ist besser,
"Als wenn Ihr’s thätet! Aber sagt:
"Ist Wieland groß, ist Klopstock größer?"
Der, Sire, wäre stolz, der’s zu entscheiden wagt.
"Er ist nicht stolz?" - Ich bin’s in diesem Augenblick,
Sonst eben nicht. - "Er geht nach Halberstadt zurück,
"In’s hochgelobte Mutterland?
Ja, Ihro Majestät! - "Grüß’ Er den Domdechant!"

Material/Technique

Handschrift von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift

Measurements

1 Blatt

Published Published
1811
Wilhelm Körte
Halberstadt
Written Written
1795
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Halberstadt
1794 1813
GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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