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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Chodowiecki-Konvolut II

Chodowiecki-Konvolut II

Konvolut von 8 Faszikeln einer Chodowiecki-Sammlung
Es handelt sich mit der Ausnahme der Vignetten (Ca 10080) um Serien von Radierungen, die anscheinend nicht auf unzerschnittenen Bögen erworben, sondern aus Kalendern bzw. anderen Büchern herausgetrennt wurden. Die Serien wurden auf 5 blaugrüne kleinere bzw. 3 blaue, etwas größere und einmal gefaltete Bögen Büttenpapier montiert. Jeweils auf der Vorderseite typografisch mit dem Titel beschriftet, sowie mit Engelmann-Nummern und Angaben von Erscheinungsjahr und -ort. Bei den blaugrünen Bögen Spuren einer ausradierten Beschriftung mit blauem Farbstift (Nummerierung?) erkennbar. Bei den blauen Bögen der Titel teilweise über Bleistiftbeschriftung geschrieben. Die blauen Bögen unten mit Beschriftung in roter Tusche (514, 567, 588), oben mittig mit schwarzer Tusche (wie Beschriftung) (23,35, 36)

[ 8 Objekte ]

4 Vignetten

Am Scheiterhaufen. Titelvignette zu Bechers „Toleranz“, 1781 (E 406) Carl Anton Ernst Becher: Ueber Toleranz und Gewissensfreyheit, und die Mittel, beyde in ihre gehörigen Grenzen zu weisen, den Bedürfnissen unserer Zeiten gemäß. Berlin 1781 Geistliche um einen brennenden Scheiterhaufen; die links stehenden (protestantischen) ziehen den Scheiterhaufen mit Stangen auseinander und versuchen, ihn mit einer Feuerspritze zu löschen; die rechts stehenden (katholische Ordensgeistliche bzw. Priester und ein Pietist [?] fachen ihn mit einem Blasebalg an und lamentieren gestikulierend. Innerhalb der Platte beschnitten, 7,2 x 9 cm E 406.2 Vernunft und Offenbarung. Titel-Vignette zu Seilers „Christenthum“ Georg Friedrich Seiler: Der Geist und die Gesinnungen des vernunftmässigen Christenthums zur Erbauung. Coburg 1778 Die Offenbarung, die Augen fast verdeckt, ein großes Buch in Händen, weist auf den Berg Golgatha, die Vernunft mit Wellenschwert und Schlangen an Ketten und erhobenem Blick legt ihr die Hand auf den Arm. Unter der Einfassungslinie bezeichnet: D. Chodowiecki sc. 7,1 x 9 cm (Pl.), 11,4 x 12 cm (Bl.) Engelmann 185 Blocksberg. Titelvignette zu Klamer Schmidts "Neuen poetischen Briefen", 1790 Klamer Eberhard Karl Schmidt: Neue poetische Briefe. Berlin 1790 Auf dem Felsplateau des Brocken Satan und einige Geistliche: Thomasius küsst dem Teufel den Pantoffel, Bayle trägt sein verdeutschtes Wörterbuch wie ein Wickelkind, der Abt von Paris zieht Voltaire die Plüsch-Hosen aus. Zu dem Gedicht "Walpurgis-Nacht". E 629 Die auf Rosen sanft schlummernde Unschuld Nach August Hermann Niemeyers „Lazarus oder die Feier der Auferstehung“. Schlafendes Mädchen hochgebettet, einige Rosen auf den Kissen, die Hände aufeinandergelegt, mit gelösten, heiteren Zügen. 5,1 x 6,2 cm (Pl.), 11,5 x 10,2 cm (Bl.)

12 Blätter Heirathsanträge. Erste Folge

Heiratsanträge des Landmanns, des Schulmeisters, des Predigers, des Arztes, des Pedanten, des Odendichters, des Altertumskenners, des Geizigen, des Kranken, des Windbeutels, des Offiziers und des Entführers. Die Serie geht zurück auf einen Vorschlag Georg Christoph Lichtenbergs und erschien in dessen "Almanac de Goettingue pour l'année 1781 chez I. G. Dietrich. Mit Erklärungen der 12 Blätter von Georg Christoph Lichtenberg ... 12 Arten, seine Liebe anzutragen, oder um ein Herz, oder eine Hand, oder einen Geldbeutel anzuhalten." Die Serie wurde im Kalender des folgenden Jahres fortgesetzt.

12 Blätter zu "Huon de Bordeaux" des Compte de Tressan

Das Volksbuch mit dem Oberon-Stoff, der zur Zeit Karls des Großen spielt, ist in der deutschen Literatur durch die Christoph Martin Wieland populär geworden. Chodowieckis Illustrationen beziehen sich anscheinend auf eine 1778, kurz vor Wielands Roman erschienene verknappte Bearbeitung des Louis-Élisabeth de la Vergne, Comte de Tressan. Sie entstanden für die französische Ausgabe des Gothaer Musenalmanachs ("Almanac de Gotha contenant diverses connaissances curieuses et utiles pour l'année MDCCLXXXIII". Gotha: C. W. Ettinger, 1782.). Für die deutsche Ausgabe schuf Ch. G. Geyser Kopien der Radierungen. Der Almanach enthält die literarische Vorlage nicht.

12 Blätter zu Shakespeares "Macbeth"

Nicht weniger als sechs Dramen Shakespeares hat Chodowiecki illustriert; nach Hamlet (1778) war Macbeth (1784) das zweite davon. Einige dieser Serien entstanden für den Göttinger Taschenkalender, für den der Stecher zuvor im Zusammenspiel mit Lichtenberg einige seiner berühmtesten moralisch-satirischen Reihen geschaffen hatte (Natürliche und affectirte Handlungen; Heiratsanträge, Centifolium Stultorum). Die Macbeth-Illustrationen für den Kalender 1785 wurden gefolgt von Illustrationen zu „Heinrich IV.“ (1786), „Lustige Weiber zu Windsor“ (1787) und „Der Sturm“ (1788). Wie die moralisch-satyrischen Darstellungen auf die Anschauung der Lebenwirklichkeit zurückgingen, so die Dramenillustrationen vielfach auf Berliner Inszenierungen. Für die Macbeth-Serie ist dies belegt durch ein Einzelblatt der „Lady Macbeth“ aus dem Jahr 1778 (Engelmann 590), in dem der Name der Schauspielerin, Maria Rosalia Nouseul, angegeben ist, und das seitenverkehr und verkleinert in der Serie wieder erscheint. So dürfte es eine Inszenierung der Doebbelin’schen Gesellschaft sein, die hier bildlich dokumentiert ist. Die Bildunterschriften folgen der Übersetzung von Gottfried August Bürger (1783). je 10,5 x 5,9 cm

12 Blätter Brandenburgische Kriegs-Scenen

Die Serie "12 Blätter Brandenburgische Kriegs-Scenen" bzw., wie auf dem ersten Blatt betitelt: „Merckwürdige Scenen aus den Kriegen des Brandenburgischen Hauses“, sind in der Sammlung des Gleimhauses auch in Exemplaren vor der Schrift vorhanden. Die vorliegenden Exemplare jedoch wurden offenbar aus dem Kalender herausgetrennt. Sie sind äußerst knapprandig beschnitten und separat vollflächig auf Karton kaschiert und sodann auf einen Bogen blauen Büttenpapier montiert. Die Serie erschien im "Genealogischen Militairischen Calender auf das Jahr 1787", den Chodowiecki in diesem Jahrgang erstmals illustrierte, und zeigt mit einer einzigen Ausnahme aus früherer Zeit Episoden aus den Kriegen Frieddrichs II. Im Jahr nach dessen Tod war dessen Regnum Geschichte und stand am Beginn seiner Glorifizierung als „gute alte Zeit“ – gerade auch in militärischer und militär-ethischer Hinsicht. Maße: je ca. 9,3 x 5,3 cm bez. auf dem ersten Blatt unten: D. Chodowiecki del. et sc. Berol. 1786.

12 Blätter zu Cecilia oder die Geschichte einer reichen Waise

Frances „Fanny“ Burney wurde mit Sittenromanen junger weiblicher Protagonistinnen zur Bestsellerautorin. Ihrem anonym erschienenen Erstling „Evelina“ (1778), folgten „Cecilia“ (1782) und „Camilla“ (1796). Eine deutsche Übersetzung von „Cecilia“, die Chodowiecki als Grundlage diente, erschien 1783/84 in Leipzig. Chodowieckis Illustrationen erschienen im „Königl. Grosbritannischen Historischen genealogischen Calender für 1789, mit Kupfern von Chodowiecki. Lauenburg, bey J. G. Berenberg in Commission bey H. C. Siedentopf in Göttingen“, den Chodowiecki von 1778 bis 1796 fast lückenlos illustrierte, zunächst mit moralisch-satirischen Darstellungen, dann mit Literaturillustrationen und schließlich auch mit Geschichtsepisoden. Für den Berliner "Genealogischen Kalender auf das Jahr 1788" hatte er 12 Illustrationen zu "Camilla" geschaffen. Breitrandig beschnitten, je ca 10,1 x 6 cm Das erste Blatt bez. unten: D. Chodowiecki fec.

2 Tafeln zu Wielands "Idris"

Das Stanzen-Gedicht „Idris und Zenide“, erschienen 1767, ist eine der frühesten Dichtungen, mit denen Wieland einen heiteren, graziösen, anmutigen Stil etablierte, für den er vielfach zum Inbegriff von Frivolität und zur Hassfigur etwa des „Göttinger Hains“ wurde. Bei der Feier des Geburtstags Klopstock 1773 fertigte man Fidibusse aus Wielands Schriften und zelebrierte das Zerreißen eben der „Idris“. Chodowieckis Illustrationen schmückten den Lauenburger genealogischen Kalender für 1790. In diesem Fall handelt es sich nicht wie üblich um eine Serie von 12 Darstellungen, sondern um lediglich zweie, die im doppelten Format des Buches gearbeitet waren und also als Klapptafel eingebunden wurden. Idris stützt sich nach vollbrachter Rettung auf seine Lanze; der Kentauer, der die Schönheit Lila entführen wollte, ergreift die Flucht; von rechts her eilt Zerlin, seinen Sohn auf dem Arm, herbei und wird sich gleich von seinem Schrecken erholen, wenn er bemerkt, dass seine Gemahlin unversehrt ist. An einem Brunnen in einer Laubgrotte die badende Rahimu und der ihr zustrebende Itifall. Die Fontänen entspringen Düsen, die von Nymphen in Nischen gehalten und auf die Fackel Amors, der zentralen Brunnenfigur gerichtet sind. Bez.: Idris 2r Ges: 01te Strophe // D. Chodowiecki inv. et. fec: 1789 Idris 4r Ges: 34 str: // D. Chodowiecki inv. et. fec: 1789 10,3 x 12,5 cm und 10,3 x 12,3 cm;

12 Blätter zu der älteren, mittleren und neueren Geschichte

Die 12 Blätter zum Gothaischen Hof Kalender zum Nutzen und Vergnügen auf das Jahr 1792 zeigen Szenen ganz unterschiedlicher Art. Enthalten sind Szenen der Territorialgeschichte (Preußen: Friedrich III./I.; Audienz Achmed Efendis zu Berlin; Sachsen: Friedrich der Sanftmütige, Ritter Kunz von Kauffungen), des Reichs (Konradin von Schwaben und Friedrich von Baden; Karl V. und Moritz von Sachsen; Leichenbegängnis Karls V.; Karl V. zu Loredo; Philippine Welser) und anderer Länder (Karl IV. von Frankreich; Elisabeth I von England) sowie eine Episode aus dem alten Rom (Tod Plinjius d. Ä.) und eine Episode Reformationsgeschichte (Luther in Worms). Den Gothaischen Hof-Kalender illustrierte Chodowiecki von 1778 bis 1794 mit nur zwei Unterbrechungen. Nachdem er zunächst Literaturillustrationen gezeigt und dann auch ethnografische und kulturgeschichtliche Gegenstände sowie Fridericiana gewählt hatte, legte er 1790 mit geschichtlichen Sujets das Thema für diesen Kalender fest: 1790 – neuere, 1791 und 1792 ältere, mittlere und neuere, 1793 mittlere und neuere Geschichte und 1794 Geschichte des Mittelalters. Je ca. 10,4 x 6 cm Das erste Blatt unter der Rahmung bez.: D. Chodowiecki del. & sc.

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