"Der Mann mit dem Schlauch" geht wie der "Große Kniende" von der Gestalt Johannes des Täufers aus, die Minne in verschiedenen Formen in Skizzen variierte. Auch diese Figur erlangt, vom rein religiösen Inhalt abgelöst, einen allgemeineren, dennoch aber spirituellen Sinn. In der Figur erscheint die mystische Ekstase, mit der der Mensch in das Urelement Wasser eintaucht, das durch die Taufe im abendländischen Verständnis das Element des Geistes ist. Hier zeigt sich eine dem gesamten Werk von Minne zugrunde liegende Idee: das durchaus im Sinne der deutschen Romantik, von der Minne durch die Dichtung des Novalis affiziert war, verstandene Eingehen in den großen Zusammenhang von Geist und Natur. Die körperlichen Formen der Plastik eines stehenden nackten Jünglings mit einem Wasserschlauch sind zum künstlerischen Ausdruck gesteigerte Naturformen. Die ganze Gestalt wird von einer großen bogenartigen Bewegung durchzogen, die aus dem Boden, auf dem sie steht, durch die auseinandergestellten Beine bis in die Arme aufsteigt und mit dem unsichtbaren Wasser aus dem nach unten geneigten Schlauch wieder dorthin zurückkehrt. Bei der Marmorausführung der Figur im Museum Folkwang ist der Wasserstrahl sogar mit aus dem Stein herausgeschlagen und schließt so auch formal wieder zum Boden hin an. Doch die Lösung für die Bronze nimmt den letzten Resteindruck von genrehafter Inhaltlichkeit hinweg und lenkt die Imagination auf den ins Metaphysische zielenden Gehalt der Figur.....Signatur: G. Minne (auf der Plinthe)