Lange erhielt Gleim auf die Übersendung des Zorndorf-Liedes am 22. November 1758 keine Antwort von Lessing. Über Ramler erfuhr er, dass Lessing, der sich zwischenzeitlich in Berlin niedergelassen hatte, Einwände gegen die Dichtung habe. Endlich bringt Lessing in dem vorliegenden Brief schroffe Ablehnung zum Ausdruck. Einige Stellen möchte er nicht zum zweiten Mal lesen. Die Haare stehen ihm zu Berge. Die Versöhnung nach dem Krieg werde durch die Ausfälle gegen die Russen verbaut. Die Verunglimpfungen der Russen muss in der Urfassung wohl erheblich weiter gegangen und nach Vorschlägen von Uz, Ramler, Kleist und Lessing gemildert worden sein..."Der Patriot überschreiet den Dichter zu sehr". Der Patriot wird dem Dichter und Weltbürger gegenübergestellt. Diese Denkfigur Lessings hat sich in der Literaturgeschichte verselbständigt. Hiervon ausgehend wurde Lessing oft als Weltbürger dem Patrioten Gleim gegenübergestellt. Bis dahin hatte Lessing Gleims patriotische Lieder angeregt, entschieden gelobt, gesammelt herausgegeben (##) und sich auch selbst als preußischen Patrioten bezeichnet. Lessing und Gleim gerieten über das Zorndorf-Lied in einen brieflichen Streit, der von dem vorliegenden Schreiben eröffnet wird...Auffallend ist, dass Lessing sich dennoch für die Publizierung einsetzte. Offenbar ließ er das Werk literarisch gelten. Doch habe es, so Lessing, die derzeit strenge preußische Zensur nicht passiert. Anstößig sei eine Erwähnung von Friedrichs Jugendfreund de Katt. Schließlich gelang es Lessing, die Dichtung zum Druck zu befördern, der sich in Format und Ausstattung an die bereits vorliegende Edition der Kriegslieder anschloss. Einen weiteren Druck veranlasste Kleist bei seinen Freunden in Zürich.....Liebster Freund,..Ich bleibe Ihnen die Antwort auf ihre letzten sehr angenehmen Briefe lange schuldig. Sie werden die Ursache gleich hören. Vor allen Dingen muß ich Ihnen sagen, daß ich das Gedicht unsers Grenadiers, als ein Gedicht, mit d