Diese auf das Jahr 1578 (in der Sockelzone auf der Vorderseite eingetiefte Jahreszahl) datierte Truhe besitzt einen eingearbeitetem Geldeinwurf im Deckel und einen Überwurf zur Anbringung eines Vorhängeschlosses. Der Truhendeckel ist mit außenliegenden Scharnieren am Korpus befestigt und hat auf der Oberseite Bandbeschläge...Die Truhe entspricht in ihrer äußeren Form den Ablasstruhen, wie sie auf zeitgenössischen Darstellungen des 16. Jahrhunderts zu finden sind. In einer Quittung aus dem Jahre 1518 im Salzwedeler Stadtarchiv verweisen zwei erzbischöfliche Beamte auf die Einnahmen aus den in Salzwedeler Kirchen aufgestellten Kästen. Die Datierung 1578 an dieser Truhe weist allerdings auf eine nachreformatorische Verwendung hin, bei der die Nutzung als Opferstock bzw. Spendentruhe wahrscheinlicher ist. In den Festlegungen der Kirchenvisitation in Salzwedel aus dem Jahre 1541 erschien die Forderung, einen großen Kasten in der Kirche aufzustellen. Dieser sollte sich in der Nähe des Eingangs befinden, um viele Spenden zu erwirken. Gleichfalls wurde die Nutzung von Klingelbeuteln für diesen Sammelzweck erwähnt. Möglicherweise wurde nach der Reformation ein alter nun funktionslos gewordener Ablasskasten als Spendentruhe weiterbenutzt und die Datierung erst 1578 hinzugefügt. Anderenfalls ist auch eine Neuanfertigung dieser Spendentruhe in diesem Jahr denkbar...Dieser Spendenkasten steht ebenfalls symbolhaft für die Einrichtung eines "Gemeine-Kastens" oder gemeinen Kastens. Diese Begriffe bezeichnen eine Kasse, einen Finanzfonds, in den nach der Reformation die vielen ehemaligen Einkünfte, die vorher an die Altäre und die dortigen Priesterstellen gebunden waren, umgelenkt wurden. Diese Einkünfte, zu denen auch die Spenden aus der Truhe kamen, wurden dann für kirchliche und soziale Zwecke verwendet.