Zum Zusammenbinden der beiden Hälften einer Torarolle dient meist ein langes Leinenband. Seit dem späten Mittelalter war es vor allem bei den deutschen Juden Brauch, dieses Band aus der Windel anzufertigen, die ein Knabe am achten Tag nach seiner Geburt bei der Beschneidung getragen hatte. Zu diesem Zweck wurde die Windel in vier gleiche Streifen geschnitten, welche an den schmalen Seiten zusammengenäht wurden. Dieses Band wurde dann kunstvoll bestickt und von dem Knaben bei seinem ersten Synagogenbesuch, zumeist an seinem dritten Geburtstag, der Synagoge als Geschenk überbracht...Dieser Torawimpel stammt von Josef Hirsch, dem Vater des Leihgebers. Dessen Vater Aron Hirsch (1845-1880) war ein Enkel von Aron Hirsch Göttingen (1783-1842), dem Stammvater des Unternehmens Hirsch in Halberstadt...Der Wimpel besteht aus farbig besticktem Leinen. Farblich fein changierende Blumenranken in Nadelmalerei umrahmen gestickte hebräische Schrift mit eingefügten Motiven. Die Motive Levitenkanne und Lamm sind aus besticktem Filz, Torarolle und Chuppa (Baldachin unter dem die Heiratszeremonie stattfindet) sind komplett gestickt...Der Wimpel trägt folgende Inschrift: "Dies ist das Geschenk des Kindes Josef, genannt Jossele, Sohn unseres Lehrers, des Rabbiners Herrn Aron Hirsch SeGaL, in glücklicher Stunde geboren am heiligen Schabbat, dem 29. Nissan 5540 (d.i. 20. April 1880). Möge Gott ihn heranwachsen lassen zur Tora, zur Trauung und zu guten Taten, Amen Sela."..Der Torawimpel ist eine Leihgabe von Aharon Hirsch, Israel.