Lessing spricht Gleim gegenüber die kategorische Aufforderung aus, die Literarisierung Friedrichs II. zu übernehmen. Gleim hatte zuvor seinerseits Lessing aufgefordert: "[…] wenn sie den preuß. Friedrich so lieb haben wollten, als den sächsischen. Denn so dann würden sie in einer kleinen unvergl. Ode unsern Friedrich besingen […]" (27.4.57, S. 184)...Dichtung im hohen Stil, Odendichtung, erfordere einen Helden, und eben dieser sei mit Friedrich II. in Erscheinung getreten. Gleim habe, so Lessing, Kriegserfahrung, er habe das dichterische Talent und er habe den Held. Im Weiteren schlägt Lessing einzelne Motive vor, die sich für den heroischen Stil eignen. Am Ende des Briefs bekennt der geborene Sachse seinen preußischen Patriotismus. Tatsächlich scheinen die ersten Grenadierslieder Gleims bald nach der hier ausgesprochenen Aufforderung Lessings entstanden zu sein.....Mein lieber Herr Gleim,..Sie verlangen von mir eine Ode auf ihren König? - Ich bin, auf ihr Anraten, bei Halberstadt, den alten Juden hinangeklettert, und habe ihm den steinern Bart gestreichelt, ob ich mir meines Schwindels gleich nur allzuwohl bewußt war...Warum sollte ich mich, auf ihr Wort, nicht noch höher versteigen? Gut! Es hat mit der Ode seine Richtigkeit. - Weil ich aber gern etwas machen möchte, das ihres völligen Beifalls wert wäre, so will ich so behutsam gehn, als möglich, und Ihnen vorher den Plan mitteilen, nach welchem ich zu arbeiten Willens bin. Hier ist er!..Umsonst rüstet Kalliope den Geist ihres Lieblings zu hohen Liedern; zu Liedern von Gefahren und Tod und heldenmütigem Schweiße...Umsonst; wenn das Geschick dem Lieblinge den Held versagt, und beide in verschiednen Jahrhunderten, oder verunreinigten Ländern geboren werden...Mit Dir, Gleim, ward es so nicht! Die fehlt weder die Gabe den Helden zu singen, noch der Held. Der Held ist Dein König!..Zwar sang deine frohe Jugend, bekränzt vom rosenwangigten Bacchus, nur von feindlichen Mädchen, nur vom streitbar