Dieses Stickmustertuch ist ein typischer Vertreter der Mustertücher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Einerseits weist es noch die Gliederung der Tücher aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts auf - oben ein abgegrenztes Feld mit geometrischen und floralen Borten sowie wenigen Alphabet-/Ziffernreihen, darunter ein großes Feld mit einem zentralen, schon recht naturalistischen Blütenkranz mit inbeschriebenen Initialen ("ALP 1846") sowie diversen, größtenteils noch traditionellen Motiven (Paradiesgartenszene, Osterlamm, Kreuzigung, Wasserträgerin, div. Blütenschalen/Blumen, Vögel, Hirsche). Andererseits unterscheidet sich das Tuch zunächst durch die verwendeten Materialien (Wollstickerei auf kettgestreiftem Baumwollkanevas), aber auch durch teils veränderte Proportionen und Details sowie die etwas konfuse Anordnung der Motive deutlich sowohl von den traditionellen Tüchern als auch jenen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei vor allem die intensiven Farben der chemisch gefärbten Wolle und die daraus gleichzeitig resultierende gröbere Ausführung ins Auge fallen...Das Tuch weist links eine Webkante auf, die anderen Seiten sind gesäumt...Dieses Tuch ist eines der wenigen Stücke, deren Herkunft nachgewiesen ist - es wurde von der 1834 in Tangermünde geborenen Anna Luise Patz, später verehel. Reddigan (gest. 23.10.1905) im Alter von zwölf Jahren angefertigt.