Auf den ersten Blick erscheint diese Fotografie untypisch für Walter Ballhause. Das Foto lässt sogar ein Schmunzeln beim Betrachter zu und mag ob der vielen sich wiederholenden und spiegelnden grafischen Elemente Gefallen auslösen oder gar an Gestaltungsexperimente im Kontext des Bauhauses der 1920er Jahre erinnern. Mit weiteren Hintergrundinformationen wandelt sich die Belustigung, das Bild erscheint in schärferem Ton. Die beiden männlichen Figuren auf dem Bild sind lebendige Werbeträger für die Reinigungsmittel-Marke IMI. Ihre Arbeitslosigkeit zwang sie dazu, dieser Tätigkeit für eine minimale Aufbesserung ihrer finanziellen Lage nachzugehen. Unter dem Kostüm blieben sie unerkannt und hatten daher keine Kürzung ihrer Arbeitslosenzuwendung zu befürchten. Die schöne helle Werbewelt steht hier in starkem Kontrast zum Elend von Tausenden, für welches die beiden Männer sinnbildlich einstehen. Die Kostüme verbergen Verzweiflung, Leid und Armut, die sich in Mimik oder Gestik ausdrücken könnte. Vielmehr werden die Männer zu anonymen, dem System ausgelieferten Figuren. Ohne die ausweglose Situation der Arbeitslosen in den 1930er Jahren in Deutschland, direkt zu zeigen, gelingt es Ballhause hier, sein Thema auf einem Umweg zu kommunizieren. Immer wieder nutzte er die Kraft der Provokation in seinen Bildern, um anzuklagen und gegen unmenschliche und unwürdige Lebensumstände zu protestieren.
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