Das Porträt einer älteren und vom Leben gezeichneten Frau ist untypisch für Walter Ballhause. Er legte großen Wert darauf, die von ihm fotografierten Personen unbemerkt, von hinten oder von der Seite und meist ohne ihr Gesicht zu zeigen. Die Menschen, die er fotografierte, um die Not und das Elend der damaligen Zeit zu dokumentieren, sollten anonym bleiben können. In einem Interview erklärte Ballhause, dass er sich, anders als der Fotograf August Sander, der mit seinem umfangreichen Projekt „Menschen des 20. Jahrhundert“ ein soziales Porträt der Gesellschaft seiner Zeit anstrebte, die Menschen nicht „aufschließen“ wollte. Vielmehr wollte er ihnen und sich selbst ein Gefühl der Scham ersparen und respektvolle Distanz wahren. Diesen Leitsatz verfolgte Ballhause auch in dieser Aufnahme. Allerdings blickte die Frau genau in dem Moment, in dem Ballhause den Auslöser drückte, unerwartet auf und in die Kamera. Ihr Ausdruck trägt vieles in sich: Verwunderung, Skepsis, Entsetzen, Scham, Anstrengung und Leid. Die Kraft und die Stärke, die dennoch von dieser Fotografie ausgehen, werden Ballhause nach der Entwicklung des Bildes davon überzeugt haben, es nicht zu verwerfen.
![Das Elend (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt/Walter Ballhause Archiv RR-F)](https://asset.museum-digital.org/san/images/17/102520-mofk01440/das_elend/das-elend-102520.jpg)
Das Elend
Beschreibung
Material/Technik
Bromsilbergelatine
Maße
177 x 237 mm
Inventarnummer
[MOFK01440]
Gehört zu
Literatur
- Alfred Klein (1981): Walter Ballhause, Johannes R. Becher, Überflüssige Menschen, Fotografien und Gedichte aus der Zeit der großen Krise. Leipzig
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