Der Kupferstich von Matthäus Merian d. J. nach einer Zeichnug von Conrad Buno zeigt die gesamte Ortslage von Wildemann im Tal der Innersten. Sie ist eine der sieben Freien Bergstädte (St. Andreasberg, Altenau, Clausthal, Zellerfeld, Wildemann, (Bad) Grund und eben Lautenthal), und wird hier im Stich aber als Fürstlich Braunschweigisch Lüneburgisch angezeigt. Sie gehörte zum sogenannten Communion-Harz, einem Gebiet des Oberharzes und des westlichen Harzvorlandes, der von allen welfischen Linien wegen des Bergbaus gemeinsam verwaltet wurde.
Im Mittelpunkt der Ansicht und des Ortes steht die steinerne, hier als "Neue Kirche" bezeichnete, heutige "Paul-Gerhard-Kirche"; sie ist gerade zwischen 1646-1649 erbaut worden, weshalb sie hier als "neu" bezeichnet wird. Vorn links sind die Hüttengebäude ("Breuhütte" und "Schmelz- und Treibhütte") zu sehen. Besonders aufschlußreich sind die Bergwerksgestänge am rechten Ortsrand, eines davon führt zum Mundloch des "Richt-Schachts". Sichtbar liegt darunter, unter der Straße nach Langesheim, das aufgemauerte Mundloch des Alten Sachsen-Stollens. Der Ort wird neben den Hüttengebäuden vom Richters-Haus (Nr. D) und der Kirche dominiert. Alle anderen Gebäude sind wohl im Erdgeschoß aus Stein und in den Obergeschossen aus Fachwerk aufgeführt. Sichtbar wird eine frühneuzeitliche Industrielandschaft mitten im Gebirge. Anders als in Rübeland sind hier die Waldungen auf den Bergen noch als Laubbaumgesellschaften weitgehend intakt.
Christian Juranek
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