Auf dieser Fotografie nahm Walter Ballhause drei Männer der nationalsozialistischen Sturmabteilung während einer Patrouille unbemerkt von hinten auf. Sie marschieren durch das Hannoversche Arbeiterviertel Linden. Die Spannung, die von diesem Bild ausgeht, erschließt sich erst durch seine Hintergründe. Die Bewohner des Stadtteiles Linden waren politisch größtenteils links orientiert. Dennoch setzten sich die Nationalsozialisten auch hier das Ziel, durch Straßenpräsenz Macht und Unerschrockenheit zu demonstrieren. Oftmals führte dies zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Der zweite Spannungsstrang speist sich aus der Tatsache, dass Ballhause den drei Männern für diese Aufnahme extrem nah gewesen sein muss. Hätten sie sich umgedreht und seine Kamera entdeckt, hätte das für Ballhause vermutlich schlimme Konsequenzen gehabt. Die SA hatte damals den Auftrag jedem, der irgendwo fotografierte, die Kamera zu zerschlagen und den Film abzunehmen. Mit dieser verdeckten Aufnahme bedient Ballhause sich interessanterweise seiner gewohnten stilistischen Sprache, indem er keine Gesichter zeigt, die Aufnahme unbemerkt erstellt und so die Anonymität des Fotografen wie der Dargestellten wahrt. Der Betrachter wird über den Blick durch Ballhauses Kamera nah an die Szene herangeführt und erhält so Einblick in den aus heutiger Sicht kaum vermittelbaren Alltag zu Zeiten des nationalsozialistischen Regimes.
