Das hier vorgestellte Messerartige „Tanto“ ist ein Beispiel für touristisches Kunsthandwerk. Es handelt sich um einen Dolch aus der endenden Meiji-Zeit.
Das Exponat besteht jeweils aus mehreren Teilen – Dolchklinge mit Angel, Scheide (Saya), Stichblatt (Tsuba), einer Klingenzwinge, dem Griff (Tsuka) und einer Trageöse. Sowohl das Messer als auch die Messerscheide sind mittel bis stark abgebraucht. Die Stichwaffe hat eine sogenannte flache „hira-zukuri“-Klingenform, d.h. ohne einen Grat. Diese war besonders bei Kurzschwertern und Dolchen vom 13. bis zum 19. Jh. verbreitet. Die Klinge weist deutliche Gebrauchsspuren auf. Ursprünglich war die Klinge in die Tsuka und die Saya eingeklebt.
Die Saya ist gefertigt aus figürlich beschnitztem und teilweise schwarz gefasstem Walbein. Der Karpfenmaulartige Einsatz an der Scheidenöffnung ist aus Holz, die Halterung aus Horn oder Bein. Die Messerscheide im oberen Teil circa 6,5 cm eingerissen. Eine Kappe/Spitze zum Verschluss der Scheide fehlt. Die nackte Dolchangel haben die Form eines Fasanenschwanzes. Darauf fixierte Hinweise, die auf den Herstellungsort oder Schmied verweisen, sind nicht vorhanden bzw. fehlen grundsätzlich.
Das Messer verfügt nur über eine Messing-Klingenzwinge. Es fehlen zudem die Unterlegscheiben oder eine weitere Zwinge, daher bewegt sich die Klinge unterschiedlich stark zwischen Griff und Scheide. Die Tsuba ist ebenfalls aus Walknochen, beschnitzt und mit schwarzer sowie hellbrauner Farbe verziert. Bei X-154 weist sie zusätzlich Reste von Kleber auf und ist in zwei Teile zerbrochen. Der Griff bestehen ebenfalls aus dem gleichen Material wie die Messerscheide. Sowohl auf dem Griff als auch auf der Saya sind die gleichen Motive vorhanden und zeigen Figuren des Alten Japans sowie Landschaften und Ornamente. Der Griff ist nicht durch eine Kappe geschlossen, diese fehlt.
Die Exponate sind bisher nicht in den Ausstellungsräumen der Moritzburg zu sehen. Sie wurden im Oktober 1955 von einer Frau Eisfeld aus Zeitz als „chinesische Dolche“ mit u.a. einem Paar chinesischer Damenschuhen, einer Elchtrophäe, einem Straußenei, einer Muschelschale und einem Wurfspeer mit Schwungeisen an den Zeitzer Altertumsverein übergeben. Seit den 1960er Jahren liegen sie im ethnographischen Depot des Museums. Zuerst waren beide Tantos gemeinsam unter einer Inventarnummer – X-134 - aufgenommen. Zu einem späteren Zeitpunkt galt eines als „fehlend“. Dass es sich unter X-154 um genau dieses fehlende Messer handelte, ist 1960 bei der Übertragung in das Inventarbuch leider nicht aufgefallen. Ebenso wurden sie unter „Denhardt-Sammlung“ geführt. Da es sich aber bei Clemens (1852 -1929) und Gustav (1856-1917) Denhardt um zwei Afrikaforscher handelt und die Messer nicht im Besitz des Zeitzer Brüderpaares waren, ist dies ebenfalls fehlerhaft notiert und einsortiert worden.