Auf einem Friedhof steht mittig ein eindrucksvoller Eichenbaum, hinter dem eine gotische Kirche hervorschaut. Links oben wird die vielgestaltige Laterne eines ausgearbeiteten Kirchturms sichtbar, im rechten Bildmittel sieht man ein aufwendig gestaltetes großes gotisches Kirchenfenster. Im Bildvordergrund sind Grabmonumente in verschiedenen Stilen sichtbar, die sich locker und ohne Plan um den Eichbaum scharen.
Unter dem Blatt wird folgender Satz Schinkels wiedergegeben: "Versuch die liebliche sehnsuchtsvolle Wehmuth auszudrücken welche das Herz beim Klange des Gottesdienstes aus der Kirche herschallend erfüllt, auf Stein gezeichnet von Schinkel".
Die originale Federlithographie befindet sich in den Sammlungen des Kupferstichkabinetts der Museen Preußischer Kulturbesitz unter der Signatur 479-119.
Die Bildkomposition füht alle Bildinhalte zu einer programmatischen Aussage zur Wirkung (neu-) gotischer Architektur zusammen.
Hein-Th. Schulze Altcappenberg bemerkt in seinem Blattkommentar zu recht: "Die Darstellung bezeugt Schinkels Nähe zu frühromantischem Gedankengut. Anders aber als etwa bei Caspar David Friedrich, der sein berühmtes Gemälde 'Abtei im Eichwald' ebenfalls auf der Berliner Akademieausstellung von 1810 erstmals öffentlich zeigte, wird das Architekturmotiv hier nicht durch eine ruinöse Anlage und atmosphärische Auflösung zu einer bloßen Erscheinung in der Landschaft transzendiert. Im Gegenteil, Fassade und Turm sind in jeder Einzelheit ihrer tektonischen Struktur und Ornamentik präzis und wie frisch gebaut vor Augen gestellt."
Christian Juranek